Leserfrage Egoismus

Möglich sind auch eine krankhafte Einbildung oder gar ein tiefgreifender Wahn, dass der eigene Erfolg zulasten anderer gehe, dass das eigene Froh- und Glücklich- und Zufriedensein unverdient sei und deshalb in Form der eine angemessene getan werden müsse.
Altruistisch zu sein und damit uneigennützig ist ein innerer Drang, ein schöpfungsmässig natürlicher Impuls, der für den Menschen das Wertvollste ist, das er im Zusammenhang mit den Mitmenschen überhaupt verwirklichen kann. Aber auch für den Altruismus gilt, dass höchstens ein Maximum getan und dieses nicht überschritten werden darf, weil er sonst auf lange Sicht gesehen äusserst schadenbringend wirkt. Der Mensch muss also stets selbst sein vertret- und umsetzbares Optimum finden, um selbst nicht Schaden zu nehmen. Ganz simpel: Das bedeutet, dass sich der wirkliche Altruist selbst in seinem altruistischen Mass kontrollieren muss, um sich nicht selbst zu schaden oder sich gar zu zerstören. Also muss herausgefunden werden, wie die Balance zwischen selbstloser Einfühlung und notwendigem Eigeninteresse gefunden werden kann.
Grundsätzlich gibt es verschiedene Arten von Altruismus, folgedem ein egoistisches Verhalten absolut altruistisch sein kann, wie z.B. eben dann, wenn in einer Gefahrensituation der Eigenschutz des altruistischen Menschen als erste Massnahme in Betracht gezogen und umgesetzt wird. In diesem Sinn ist der Altruismus eine egoistische Form, der sogenannte ethische Egoismus, der jedoch einen gesunden Wert beinhaltet, folglich in dieser Weise dem Egoismusbegriff nicht die ihm leider infolge Unverständnis allgemein unterstellte negative Bedeutung zukommt. Ist ein Mensch in rein positivem und nicht ausgeartetem Sinn altruistisch, dann pflegt er in seiner Gedanken-Gefühlswelt stets auch die Interessen der Mitmenschen und setzt diese notfalls sogar vor die eigenen, wenn es erforderlich wird, wobei jedoch keine Übertreibung erfolgt, sondern alles immer in vernünftigem und logischem Rahmen bleibt und keine Selbstüberforderung zustande kommt und damit also auch keine Ausartung hinsichtlich einer Selbstaufopferung. Altruismus ist also in keiner Art und Weise eine Aufopferung eines einzelnen oder mehrerer Menschen, um den Fortbestand eines einzelnen oder mehrerer Menschen sicherzustellen.
Altruismus kann niemals erzwungen werden, denn wenn dies möglich wäre, dann würde er seinen altruistischen Charakter verlieren. Folgedem ist daraus zu erkennen, dass das altruistische Verhalten des Menschen eine absolut freiwillige Verhaltensweise und ein dementsprechend freiwilliges, uneigennütziges Handeln sowie auch eine völlig freie Entscheidung darstellt, wie es auch auf keinerlei persönlichen Gewinn, Nutzen und Profit ausgerichtet ist. Ausserdem ist zu sagen, dass Altruismus nicht nur einem menschlichen Phänomen entspricht, sondern dass er auch bei Tieren und allem Getier und gar bei Bakterien und Pflanzen in Erscheinung tritt, was darauf hinweist, dass es sich dabei um einen Drang schöpferisch-natürlicher Form handelt, der praktisch in allen Lebewesen vorgegeben ist. Dieser Drang jedoch vermag sich im Menschen erst dann zu manifestieren und wirksam zu werden, wenn ­ wie vorgehend beschrieben ­ das allgemeine Wohlbefinden, alle Verhaltensweisen und alle sonstigen Voraussetzungen erfüllt sind. Das wiederum besagt, dass Altruismus nicht zwingend willentlich, moralisch, idealistisch oder normativ resp. als zwingende Richtschnur gegeben ist, sondern als ein Bestandteil eines schöpferisch-natürlich angeborenen positiven Drangs eines jeden Individuums, wobei er ein Faktor ist, der bei allen Lebensformen auch vererbt werden kann.
Der moralische Altruist handelt schöpferisch-natürlich prinzipiengeleitet altruistisch, und dabei kommt eine verinnerlichte Moral zum Ausdruck, die sich in der Gewissensstimme offenbart und die das altruistische Handeln fordert. Diese Tatsache darf aber nicht missverstanden werden, und zwar vor allem nicht, dass der Altruist, der sich stark moralisch ausprägt, ein Moralapostel sei. Auch jener Mensch, der in bezug auf die Gerechtigkeit für die Mitmenschen altruistisch handelt, wenn es darum geht, ihnen zu helfen, wenn sie ungerecht behandelt werden oder unter ungerechten Lebensverhältnissen zu leiden haben, gehört nicht in den Moralapostelbereich.