Leserfrage

Leserfrage
Was ist davon zu halten, was Hermann Hesse folgend ausgesagt und geschrieben hat? Zitat: «Wenn ich von einem Menschen sage, er sei mir zuwider, so ist das eine ehrliche Aussage. Wer sie hört, dem ist es anheim gegeben, ob er die Schuld an diesem Zuwidersein mir oder dem andern zuschreiben will. Sage ich aber von jemand er sei eitel oder geizig oder er trinke, so tue ich unrecht. Auf diese Art liesse jeder Mensch sich rasch durch Urteile erledigen. Für diese Art von Urteil ist Jean Paul ein Biertrinker, Feuerbach eine Sammetjacke und Hölderlin ein Verrückter gewesen. Ist damit etwas über sie gesagt, etwas von ihnen gegeben? Ebensogut kann einer sagen: Die Erde ist ein Planet, auf dem es Flöhe gibt. Diese Art von sind der Inbegriff aller Fälschung und Lüge. Wirklich wahr sind wir nur, wo wir Ja sagen und anerkennen. Das Feststellen von , und klinge es noch so fein und geistig, ist nicht Urteil, sondern Klatsch.» Bernadette Brand, Schweiz

Antwort:
Die Aussage, dass es unrecht sei, wenn einem anderen Menschen in bezug darauf die Wahrheit gesagt wird, was und wie sein falsches Verhalten, eine Sucht oder ein Laster ist, ist grundsätzlich falsch und entspricht und zeugt von einer Duckmäuserei und gar einer Feigheit jenes Menschen, der die Feststellung des falschen Verhaltens usw. beim anderen Menschen macht, sich jedoch nicht getraut, offen zu dem zu stehen, was er an Bösem, Negativem oder Schlechtem feststellt. Ist also festzustellen, dass ein Mensch eitel, geizig oder ein Trinker ist, dann kann ihm dies sehr wohl in anständiger, sachlicher, evtl. ­ wenn notwendig ­ auch in harter und stimmerhobener Weise als klare Feststellung und als Mahnung gesagt und auf den Weg mitgegeben werden, denn damit wird nur gut und recht getan, folglich es also keinem Unrecht entspricht und er nicht durch ein rasches Urteil erledigt wird, wie dies H. Hesse geschrieben hat und wie es einem blanken Egoismus entspricht, weil nur gespielt und dieser Schein erhalten werden will. Bestehen gute und klarpositive Selbstwertgedanken und Selbstwertgefühle jenes Menschen, der bei einem anderen etwas feststellt, das falsch ist und ihm psychisch, physisch, im Ansehen oder in der Gesellschaft usw. Schaden einbringt, dann ist es für ihn eine menschliche Verpflichtung, ihn klar und deutlich darauf hinzuweisen. Nur dadurch nämlich, dass der Mensch darauf hingewiesen wird, was er falsch macht ­ sei es eine Eitelkeit, Geiz, Trunksucht oder sonst ein Laster oder eine Sucht ­, wird er mit den diesbezüglich gegebenen Tatsachen wissend konfrontiert, denn selbst werden diese Faktoren in der Regel nicht erkannt, weil vom Menschen in der Hitze des falschen Handelns, Tuns und Verhaltens überhaupt nicht daran gedacht wird, was er unrichtigerweise tut. Also ist es von Notwendigkeit, dass von anderer, äusserer Seite darauf hingewiesen und die Aufmerksamkeit auf das gelenkt wird, was falsch und notwendigerweise zum Besseren, Guten und Positiven zu ändern ist. Allein diese Weise des menschlichen Verhaltens entspricht effectiv der Wahrheit, die nicht auf Fälschung und Lüge aufgebaut ist.