Historische Wurzeln der Bevölkerungsexplosion

Frauen also, die sich irgendwie aus den Fesseln lösen konnten, waren damit als Hexen überführt und wurden verbrannt. Die anderen, denen das nicht gelang, waren zwar nicht überführt – aber ertranken. Tod durch Verbrennen oder Ertrinken, das waren die Alternativen für Frauen, die wegen der Jagd nach dem Kopfgeld oder aus irgendwelchen anderen niederen Beweggründen von andern denunziert und als Hexen verdächtigt worden waren. «Im Zweifel gegen die Angeklagte» lautete die Devise und im übrigen wurde mit dem ‹todsicheren› Hexentest ohnehin jeder Zweifel ausgeräumt.

Für die Inquisitoren, die ihrerseits dem Zölibat unterlagen, waren die Hexenverfolgungen ein willkommenes Ventil zum Ausagieren ihrer aufgestauten und ins Sadistische pervertierten Sexualität. Eine ähnliche Funktion hatten die öffentlichen Hexenverbrennungen für die Menschenmassen: Denn je mehr mit den Hexenverfolgungen die lustbetonte Sexualität als ‹Unzucht› verdammt und mit dem Tode bestraft wurde, um so mehr hat sich ein Klima von Sexualfeindlichkeit und Sexualangst verbreitet, das die sexuellen Energien aufstaute und nur in destruktiver Entladung sein Ventil finden konnte. Die öffentlichen Hexenverbrennungen erfüllten insoweit auch eine wichtige massenpsychologische Funktion.

Ein anderer Aspekt der Hexenverfolgung waren die Folterungen der vermeintlichen Hexen, um ihnen ein Geständnis abzuringen und sie darüber hinaus zur Denunzierung anderer Frauen zu zwingen. In Folterkammern wurden ihnen die Glieder auseinandergezerrt und aus dem Leib gerissen und andere Grausamkeiten an ihnen verübt, bis sie zu Tode gequält waren. An den derart auseinandergerissenen und aufgeschnittenen Körpern konnte man nun studieren, wie der menschliche Körper von innen aufgebaut ist. Dies war der Beginn der Anatomie, eine der Grundlagen der modernen Medizin! Im Zuge des aufkommenden mechanistischen Weltbildes suchte man den Zugang zum Verständnis von Krankheit und Gesundheit im Zerstückeln und Zerteilen des Körpers. Irgendwo musste doch die Krankheit ihren Sitz haben, irgendwo musste doch ein Organ oder ein Gewebe verändert sein gegenüber dem gesunden Zustand eines Organismus.