Historische Wurzeln der Bevölkerungsexplosion

Damit war auch die Zahl der leibeigenen Bauern und das von ihnen erwirtschaftete Mehrprodukt, die Grundlage für die Abgabe an die Feudalherren, drastisch zurückgegangen – und damit auch die Reichtumsquelle für den Adel. Diese Quelle drohte mancherorts ganz zu versiegen, und dadurch geriet auch die Grundlage der gesellschaftlichen Macht und Herrschaft des Adels immer mehr ins Wanken.

Einerseits versuchte der Adel, durch erhöhte Abgaben und erhöhten Druck auf die leibeigenen Bauern seine Reichtumseinbusse zu mindern, andererseits provozierte er gerade dadurch immer mehr Widerstand von Seiten der Bauern, die sich in Bauernaufständen entluden. Unter solch verheerenden ökonomischen Umständen hatten die Frauen auf dem Land immer weniger Neigung, Kinder in die Welt zu setzen.

Nun war der grösste Grossgrundbesitzer in dieser Zeit die Kirche, die ihre ökonomische Machtposition immer mehr dahinschwinden sah. Grossgrundbesitz ohne Landbevölkerung, die als Leibeigene das Land bearbeiten, wirft keinen Reichtum mehr ab. Also haben sich die Kirchenoberen eine Strategie ausgedacht, wie sie die Frauen dazu bringen oder zwingen konnten, möglichst viele Kinder in die Welt zu setzen, um auf diese Weise Bevölkerungswachstum zu produzieren und die Ausbeutungsquelle menschlicher Arbeitskraft auf dem Land zu regenerieren.

DIE REDUZIERUNG DER SEXUALITÄT AUF MENSCHENZUCHT
Aus diesen Überlegungen heraus entstand 1484 die sogenannte Hexenbulle von Papst Innozenz VIII., die kirchenrechtliche Grundlage für die Verfolgung der Hexen. Ihr folgte 1487 der offizielle Gesetzeskommentar der Hexenbulle, der sogenannte Hexenhammer der beiden Dominikaner Sprenger und Institoris. Aus beiden Dokumenten gehen die Stossrichtung und der eigentliche Zweck der Hexenverfolgung unmissverständlich hervor. Sie richten sich direkt gegen alle Kenntnisse und Fähigkeiten der Hexen im Bereich von Empfängnisverhütung, Abtreibung und lustbetonter Sexualität. Die Anwendung und Weitergabe entsprechenden Wissens wurde kriminalisiert und mit dem Tode bestraft.