Gefahr durch das Freisetzen von Methangas

Die Ursache für diese Instabilität sehen Phrampus und Hornbach in Verlaufsänderungen des Golfstroms in dieser Region. Dadurch könnte wärmeres Wasser die Methanhydrat-Lagerstätten in flachen Gewässern erreichen und zu einem Zerfall der gefrorenen Substanz in Methangas und Wasser führen. Sollte das Methan in die Atmosphäre gelangen, könnte es zu einer weiteren Erwärmung des Erdklimas führen, denn Methan fördert den Treibhauseffekt etwa 25 mal effektiver als Kohlendioxid. Zudem könnte das Abtauen die Stabilität der küstennahen Hänge im Meer verringern. Die Folge wären gefährliche Hangrutschungen, die sogar das Potential hätten, Tsunamis auszulösen.
Leider wird die Gefahr von den Verantwortlichen in krimineller Weise verharmlost bzw. verleugnet, weil nämlich erste Projekte zur Förderung von Gas aus Methanhydraten gestartet wurden, die auf eine Ausbeutung der Methangase im grossen Stil abzielen.
Von einem lokal auf die US-Ostküste beschränkten Phänomen gehen die Forscher demnach nicht aus. Denn es sei unwahrscheinlich, dass die westliche Nordatlantikregion weltweit das einzige Gebiet mit verändernden Meeresströmungen sei. Doch konkrete Belege für ein globales Abtauen der Methanhydrat Lagerstätten gebe es noch nicht.
Gerade weil Methanhydrate so empfindlich auf höhere Temperaturen reagieren, sehen verantwortungsbewusste Klimaforscher in ihnen eine tickende Zeitbombe, denn erwärmen sich die Meere infolge des Klimawandels nur um wenige Grad, könnten – wie nun vor der US-Ostküste offenbar geschehen – weitere Lagerstätten, die nur von etwa 200 Meter dicken Sedimentschichten abgedeckt werden, instabil werden. Methanblasen würden an die Oberfläche blubbern und ihren klimaschädlichen Inhalt direkt in die Atmosphäre abgeben. Parallel droht eine Versäuerung der Ozeane, mit lebensbedrohlichen Folgen für die Unterwassertierwelt. Zwar geben Geomar-Forscher um Arne Biastoch, die die Stabilität der Methanhydrate in dem vom Klimawandel besonders betroffenen Arktischen Ozean analysiert haben, vorerst Entwarnung. «Die Gashydrate lösen sich mit einer zeitlichen Verzögerung auf, so dass eher in zwei- bis dreihundert Jahren mit Folgen zu rechnen ist.»
Letztendlich kommt den Methanhydraten an den Küstenrändern der Kontinente auch eine stabilisierende Rolle zu. «Kontinentalränder sind immer in einem kritischen Zustand», sagt Wallmann. Aber dass durch eine Methangasförderung grosse Hänge unter dem Wasser ins Rutschen kommen und dabei tödliche Tsunamis auslösen, hält der Wissenschaftler für unwahrscheinlich. Die gesamte Förderausrüstung samt Bohrgestänge und Förderleitungen könnten bei einem Hangrutsch allerdings zerstört werden. So bieten sich nur Fördergebiete an, an denen das natürliche Gefälle möglichst gering ist. Der grösste Teil der bereits gefundenen Lagerstätten wird – wenn nicht schon aus ökologischen, dann aus wirtschaftlichen Gründen – auch in Zukunft unangetastet bleiben.

Bleibt zu hoffen, dass sich die Verantwortungsbewussten das erforderliche Gehör verschaffen können, um den Wahnsinn der zerstörerischen Methanhydrat-Ausbeutung noch verhindern zu können.
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