Kampf gegen Kindesmisshandlung

«Weniger ist mehr», besagt ein Sprichwort. Deshalb kann eine langfristige Lösung nur lauten: Die hungernden Kinder in Würde sterben zu lassen, wenn sie nicht durch ihre Eltern, Verwandten oder durch das eigene Volk ernährt und versorgt werden können. Gerade in den Ländern der dritten Welt wird davon ausgegangen, dass Kinder den Reichtum der Eltern bilden, denn sie hoffen, dass ihre vielen Kinder sie im Alter versorgen. Dies aber ist eine Milchmädchenrechnung und ein gewaltiger Irrtum dazu, denn je mehr Kinder in einer Familie leben, desto mehr müssen ernährt, versorgt, erzogen und gebildet werden. Wie die Realität jedoch beweist, kann von ausreichender Ernährung, geschweige denn von Bildung, keine Rede sein, so schliesslich eine Menge Kinder Hunger leiden und elendiglich sterben müssen, nur weil eine dringend geforderte Geburtenplanung nicht durchzusetzen ist. Es wäre viel sinnvoller, wenn Familien in den Drittweltländern z.B. nur zwei Kinder hätten. Für diese könnte dann viel besser gesorgt werden, wodurch ihre Startmöglichkeiten ins Leben wesentlich günstiger wären. Solche Kinder sind dann auch viel eher in der Lage, für ihre Eltern im Alter zu sorgen.

Es leben einfach zu viele Menschen auf dieser Welt, die zusammengepfercht in Wohnsilos, schäbigen Hütten, Ghettos usw. menschenunwürdig hausen müssen. Der Wunsch vieler nach einem eigenen Heim im Grünen bleibt unerfüllbar, weil nicht genügend Land existiert, um jeder Familie in Deutschland, der Schweiz oder in einem anderen Land dies zu ermöglichen, selbst dann nicht, wenn genügend Geld vorhanden wäre. Damit Menschen jedoch in Würde leben und sich frei entfalten können, sind Wohnverhältnisse notwendig, die dem einzelnen auch den notwendigen Freiraum in der freien Natur garantieren, der den inneren Bedürfnissen des einzelnen entspricht. Dies gilt vor allem für die Kinder. Diese müssen sich spielerisch entfalten können, damit sich Vorstellungskraft, Bewusstsein und Phantasie in gesundem Masse entwickeln. Fernsehen und Computerspiele z.B. sind dafür absolut kein Ersatz, auch nicht für mangelnde Spiel- und Entfaltungsmöglichkeiten. Sie lassen die Kreativität der Kinder verkümmern, denn Vorstellung und Phantasie sind nicht mehr gefordert, wie dies z.B. auf einem Abenteuerspielplatz oder im Wald der Fall ist. Sogar beim Bücherlesen entwickelt ein Kind mehr Phantasie als vor dem Fernseher. Prof. Peter Struck, ein deutscher Erziehungswissenschaftler, sagte in einem Interview: «Kinder spielen heute zu wenig draussen, verbringen zuviel Zeit mit Fernsehen, Computerspielen und Musikhören. Dabei lernen sie Dinge wie Balancieren, Klettern, Hüpfen usw. gar nicht mehr. Eine Studie belegt, dass Grossstadtkinder beispielsweise kaum noch rückwärts laufen können. Kinder, die ihre Bewegungsabläufe nicht mehr koordinieren können, bringen sich und andere in Gefahr. Sie verkümmern körperlich und emotional.» Sie verkümmern nicht nur körperlich und emotional, sondern sie verweichlichen auch in ihrem Bewusstsein. Dies wiederum beeinträchtigt ihr Denken, Fühlen und Handeln. Belastungen aller Art werden nicht mehr verkraftet, weshalb Kinder schon auf normale Anforderungen aggressiv oder depressiv reagieren, und eine Vielzahl ist bereits psychisch derart gestört, dass sie ohne Beruhigungstabletten nicht mehr auskommen. Deshalb soll noch einmal Claus Jacobi zitiert sein: «Wir, deren Kinder jenseits der Not aufwachsen, sollten dafür jeden Tag dankbar sein. Statt dessen nehmen wir es als selbstverständlich und haben Zustände geschaffen, die dem Reich der kindlichen Unschuld nicht gerade bekömmlich sind, eine Welt mit Gier und Gewalt, Drogen, Porno und Märchen-Forschern, die im Froschkönig ein verkapptes Phallus-Symbol erkennen. Jede Mutter, der die berufliche Karriere das Wichtigste ist, jeder Vater, der sich scheiden lässt, stiehlt Sohn und Tochter etwas, das ihnen eigentlich gehört. Und so mancher sorgt sich mehr um sein Konto als um sein Kind.»

In wenigen Worten ist hier eine bittere Tatsache unserer Tage beschrieben: Kinder werden vor allen Dingen in den Wohlstandsgesellschaften oft als lästig und störend empfunden – störend in der Egoentfaltung der Erwachsenen. Aber wie könnte es auch anders sein, sind die sogenannten Erwachsenen doch nichts anderes als grosse Kinder. Ihr Verstand und ihre Vernunft sind klein geblieben, denn so wie sie jetzt ihre eigenen Kinder falsch behandeln und erziehen, ist es ihnen selbst als Kind ergangen. Sie kennen nichts anderes. Niemals haben sie gelernt, was es bedeutet, selbständig zu sein. Selbständigkeit ist mehr als einen eigenen Haushalt zu führen und einem Beruf nachzugehen. Selbständig sein bedeutet, für all sein Denken, Tun und Handeln volle Verantwortung zu übernehmen, um auch mit den daraus entstehenden Konsequenzen fertig zu werden. Die Regel sieht jedoch so aus, dass Nachkommen den eigenen Wünschen und Vorstellungen gemäss erzogen werden, weshalb sie ein Abbild, eine Schablone ihrer Eltern sind; das heisst: Kinder steigen in die Fussstapfen der Eltern. Damit aber ein Mensch selbständig werden kann, muss er sich von seinem Elternhaus entfernen und etliche Jahre ‹in der Fremde› verbringen. In dieser Zeit sollte ihm der Wind gehörig um die Ohren pfeifen, denn nur so ist der junge Mensch gezwungen, Mittel und Wege zu suchen, um allen Anforderungen gerecht zu werden. Früher gab es die Lehr- und Wanderjahre, wo die jungen Burschen auf die Walz gingen, um Erfahrung in Leben und Beruf zu erlangen.