Deutsche Flugscheiben resp. Flugkreisel

Hitler hatte sich zu spät für eine Serienproduktion entschlossen, so dass die ‹V 7› nicht mehr zum Einsatz kam.
Nach Durchsicht vieler Pressenotizen, die über diese deutschen Geheimwaffen berichten, wurden allerdings viele Unstimmigkeiten entdeckt. Hier seien nur einige genannt. Im Jahre 1942 entstand nach einer Quelle der Flugkreisel von Schriever, nach diversen anderen bereits 1941. Eine Quelle nennt sogar ein präzises Datum: 15. 7. 1941. Interessanter wird es noch bei der Aussage des Obering. Klein, der behauptet, den
Erstflug dieses Fluggerätes am 14. 2. 1945 gesehen zu haben. Laut Schriever ist es aber nie geflogen, sondern wurde noch vor dem Erstflug zerstört. Im Kriegstagebuch der 8. Luftflotte befindet sich ausserdem als Anlage eine Wettermeldung vom 14. 2. 45, die besagt, dass sich zum Zeitpunkt des angeblichen Erstfluges in dem in Betracht kommenden Raum eine sehr niedrige Wolkendecke, Regen, Schnee und schlechte Sicht befanden. Also wirklich keine Wetterbedingungen, bei denen man ein so revolutionäres Fluggerät zum Erstflug starten lässt. Es wäre bei einer in 400 bis 800 Meter Höhe beginnenden 8/10 bis 10/10 geschlossenen Wolkendecke kurz nach dem Start ausser Sicht geraten.
Die ganze Geschichte über die deutschen Flugkreisel ist höchst unglaubwürdig, denn auch technisch war die Herstellung der Geräte unmöglich.
Bei den in den Beschreibungen angegebenen 1000 U/min. mussten Zentripetalbeschleunigungen in der Grössenordnung von 26 200 g auftreten, die man nur in der Waffentechnik (KK-Geschosse) erlebt. Zur Aufhängung der Turbine (BMW 003 – Gewicht 560 kg) müssten massive Bolzen aus hochfestem Stahl mit einem Durchmesser von etwa 140 mm verwendet werden. Für das nicht in Betrieb befindliche Strahltriebwerk hätte diese enorm schwer ausfallende Aufhängung ausgereicht, aber nicht für das laufende! Bei letzterem würden Kippmomente in der Grössenordnung von 110 000 mkp auftreten. In dieser Form war die Herstellung gar nicht zu realisieren.
Bei einem Fluggewicht von ca. 3 Tonnen hätte Schriever etwa 2 Tonnen hochwertiges Material, zahlreiche Instrumente und fünf Strahltriebwerke benötigt. Diese kaum vorhandenen Werkstoffe und Triebwerke konnte man sich allerdings nirgends ‹besorgen›. Es ging nur über den offiziellen Weg mit den erforderlichen Papieren, in denen man seinen Bedarf und eine entsprechende Begründung anmeldet. Die zuständige Stelle erhielt also davon Kenntnis und legte eine Akte an. Von Speers Ministerium sind aber trotz aller Kriegswirren die Unterlagen vollständig erhalten geblieben, ebenso wie die peinlichst genauen Angaben über Rohstoffverteilung, Personaleinsatz, Projektführung usw. In dem lückenlos abgedeckten Zeitraum vom 15. 8. 39 bis 31. 12. 44 enthalten die Dokumentationen merkwürdigerweise keine Hinweise auf die deutschen Flugkreisel.
Der schrieversche Flugkreisel ist also nie geflogen und die von Dr. Miethe entwickelte ‹V 7› nicht zum Einsatz gekommen. Wenn die Amerikaner oder Sowjets tatsächlich die Pläne der deutschen ‹Untertassen-Entwickler› erbeutet haben sollten, hätten sie trotzdem nicht in dem kurzen Zeitraum von nur zwei Jahren, als die ersten unbekannten Flugobjekte in Massen auftraten, die Flugapparate derartig schnell entwickeln können. Ausserdem wurden von amerikanischen Bomberbesatzungen bereits während des zweiten Weltkrieges über Deutschland unbekannte Flugobjekte beobachtet.
Abschliessend lässt sich sagen, dass anscheinend keine deutschen ‹Flugkreisel› oder ‹Flugscheiben› gebaut wurden und geflogen sind. Nichts deutet darauf hin, dass die seit Jahren beobachteten unbekannten Flugobjekte (UFOs) amerikanische oder russische Weiterentwicklungen deutscher Geheimwaffen sind.

Quellen:
‹Fliegende Untertassen›, R. Strehl – Oldenkott-Rees
‹Luftfahrt international› Nr. 9, Mai-Juni 1975
‹Die deutschen Waffen und Geheimwaffen des 2.Weltkrieges und ihre Weiterentwicklung›, R. Lusar, J.F. Lehmanns Verlag.
‹Untertassen – Flieger – Kombination›, Der Spiegel, 30. 3. 50.
‹Flugkreisel, irdisch›, Heim & Welt, Nr.14 v. 2. 4. 50.
‹Erste Flugscheibe flog 1945 in Prag›, Interview mit Ober-Ing. Klein, Welt am Sonntag, 25. 4. 53.
‹Wunderwaffen 45›, Bild am Sonntag, 17. 2. 57.
‹Die UFOs – eine deutsche Erfindung›, Das neue Zeitalter, Nr. 41, 5. 10. 57.
‹Deutsche UFOs schon 1947/48 einwandfrei beobachtet›, Das neue Zeitalter, Nr. 6, 6. 2. 65.