FIGU-Zeitzeichen Sonderausgabe Nr. 107, März/2 2024
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«In Russland weitgehend bedeutungslos»
Rafael Lutz
Der frühere Schweizer Nachrichtenoffizier Jacques Baud sieht den Nawalny-Kult kritisch. Er hat ein Buch über den russischen Politiker geschrieben. So tragisch dessen Tod sei: Alexei Nawalny sei kein Freiheitsheld gewesen.
«Für Putin ist das Ganze sehr ungünstig»: Strafkolonie Polarwolf Jacques Baud veröffentlichte 2021 das Buch ‹L’affaire Navalny›, in dem er sich kritisch mit dem Auf- und Abstieg des russischen Oppositionellen Alexei Nawalny auseinandersetzte. Im Interview mit der Weltwoche spricht der Ex-Nachrichtenoffizier und Uno-Friedensmissionar über Nawalnys enge Beziehungen zu den US-Eliten, seine Bedeutung in Russland und die Folgen, welche sein Tod haben könnte.
Weltwoche: Herr Baud, Sie beschäftigen sich seit Jahren mit Alexei Nawalny: Hat die russische Regierung ihn umgebracht?
Jacques Baud: Ich weiss es nicht. Es ist zu früh, um verlässliche Aussagen treffen zu können. Gegenwärtig können wir nur spekulieren. Es stellen sich viele Fragen. Auch ist unklar, was gerade mit seiner Leiche passiert.
Weltwoche: Julia Nawalnaja sagt, dass ihr Mann im Straflager in Charp gefoltert worden sei. Das ist doch ein Skandal.
Baud: Ich will hier nicht missverstanden werden: Die russischen Behörden stehen auch in der Verantwortung. Sie wussten, dass Nawalny gesundheitlich angeschlagen war. Das wusste man spätestens nach den Untersuchungen in der Berliner Charité 2020. Haben die russischen Behörden im Straflager vor diesem Hintergrund angemessene Massnahmen getroffen? Solche Fragen stehen natürlich im Raum.
Weltwoche: Die Verantwortlichen nahmen doch keine Rücksicht auf seine Gesundheit. Man wollte Nawalny schon 2020 aus dem Weg räumen, als man ihn mit Nowitschok vergiftete.
Baud: Hier muss ich dagegenhalten: Es ist mit grösster Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen, dass Nowitschok im Spiel war. Das stellte sogar Meduza, ein Oppositionsmedium, zum damaligen Zeitpunkt fest. Der Grund dafür ist einfach: Bereits geringste Mengen des chemischen Kampfstoffes führen zum raschen Tod. Die deutsche Regierung mauerte damals. Detaillierte Fragen beantwortete sie gegenüber Parlamentariern nicht. Sie begründete das damit, dass ansonsten die nationale Sicherheit gefährdet sei.
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