FIGU-Zeitzeichen Sonderausgabe Nr. 31, Oktober/1 2022

8. Jahrgang, Nr. 31 Oktober/1 2022
Wassermannzeit-Verlag / «Billy» Eduard Albert Meier


Geschichte wird gemacht – und die Deutschen sehen die Zeichen nicht
Von Dr. Andreas Eisenkolb, OKTOBER 4, 2022
Wenn Sie keinem Interview, keiner Rede von Wladimir Putin je Aufmerksamkeit schenkten – diese Rede sollten Sie kennen. Sie dokumentiert einen entscheidenden, historischen, unwiderruflichen – von uns verschuldeten – Wendepunkt im Verhältnis der russischen Brudernation zu uns. Das russische Staatsoberhaupt hat die unten ins Deutsche transkribierte Rede anlässlich der anstehenden Wiedervereinigung Russlands mit Donezk, Lugansk, Saporischschja und Cherson gehalten. Es ist jedoch mehr als eine Ansprache zur Feier der überfälligen Rückkehr dieser vier russischen Oblaste zum angestammten Mutterland. Es ist ein politisches Manifest des Kampfs gegen den Neokolonialismus, Rassismus und Machtzynismus des sogenannten Westens. Weite Passagen lesen sich wie eine Kampfansage eines Thomas Sankara, Che Guevara, Evo Morales oder Jean-Bertrand Aristide gegen die fortgesetzte Ausbeutung der Erde und ihrer Völker durch die ehemaligen Kolonisatoren. Putin nimmt, zwar kalkuliert aber berechtigt, die Rolle des Anführers der Bewegung zur Befreiung des ‹Global South› an. Die Popularität des russischen Präsidenten beim Grossteil der Weltbevölkerung macht den Mächtigen diesseits und jenseits des Atlantiks verständlicherweise Angst. Diese erklärt die zunehmend hysterische Rezeption jeder Äusserung von Wladimir Putin, die irrationale Feindseligkeit der ‹Eliten› auch hierzulande gegen einen Mann, der zwei Jahrzehnte um Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit uns geworben hat. …