WZ-Nr. 205: Resilienz – erstarkende Kräfte und steigende Zuversicht nach Rückschlägen von Daniela Beyeler, Schweiz

48. Jahrgang, Dezember 2022
Wassermannzeit-Verlag / «Billy» Eduard Albert Meier

Kein Heilsversprechen irgendeiner Religion und auch keine käufliche Konsumprodukte wie Medikamente, Rauschmittel oder Drogen erzeugen eine ähnlich aufbauende Durchschlagskraft wie der starke Rückhalt selbsterschaffener Kräfte, die es einem erlauben, sich selbst und seine eigenen Prioritäten, ja sogar seine ‹Visionen› in den Mittelpunkt der Konzentration zu stellen.

In letzter Zeit müssen sich alle Menschen dieses Planeten mit der ­Corona-Seuche auseinandersetzen. Die enorm hohe Ansteckungsgefahr und die schwierigen Vorkehrungen, die es zu treffen gilt, damit man sich davor schützen kann, bedingen grosse Selbstverantwortung sowie auch die vorausschauende Sorge, sich vulnerablen Personen – die sich selbst fast nicht schützen können – nur mit den ­nötigen Hygiene-Massnahmen zu nähern, wenn man sie besuchen möchte oder mit ihnen in näheren Kontakt tritt. Nimmt man darauf keine Rücksicht, macht man sich einer Fahrlässigkeit schuldig, die bei einer Ansteckung eben auch die Resilienz der beteiligten Personen betrifft: Ist z.B. die gefährdete Person nicht in der Lage, ihre ­Abwehrkräfte in der Folge einer Ansteckung zu nutzen, weil sie schon von vornherein geschwächt sind, muss die fatale Annäherung als Übergriff taxiert werden. «Aber ich habe doch nur einen Besuch ­machen wollen!» gilt dann als egoistische Fahrlässigkeit, wenn die ­fehlenden Vorsichtsmassnahmen das geschwächte Gegenüber in Gefahr brachten, mit dem gefährlichen Virus angesteckt zu werden. Ist diese Abwehrkraft überfordert, ergeben sich häufig, ja eigentlich immer, ungerechte Situationen oder gar Übervorteilungen, bei denen sich nicht einmal gut vorbereitete, starke Personen – geschweige denn vulnerable – genügend vor Übergriffen schützen können. Und hiermit meine ich nicht das Sich-übertölpeln-Lassen von fiesen Mitmenschen, die etwas Gemeines gegen einem im Sinn haben, sondern das Gefühl des Ausgeliefertseins gegenüber unausweichlichen Bedrohungen, wie z.B. von Krankheiten oder Naturgewalten.