WZ-Nr. 193: Ärger

45. Jahrgang, Dezember 2019
Wassermannzeit-Verlag / «Billy» Eduard Albert Meier


Wer kennt nicht diese Regung, die einem ausser sich bringt und ­einem Sachen denken, sagen oder machen lässt, die nachher bereut werden.
Woher kommt eigentlich diese Regung?
Bei genauer Beobachtung wird erkannt, dass in den meisten Fällen der Prozess so abläuft: Der Mensch hat die Gewohnheit, sich Vorstellungen über viele Dinge zu machen, wie er es gern haben würde, wie seine Welt aussehen soll und sogar, wie die Menschen sein und wie diese sich verhalten sollten, wie sie reden und sogar, was sie wann tun oder eben nicht tun sollten usw. Sehr viele Menschen, wenn nicht die meisten, haben Erwartungen an das Leben und sogar an die Menschen. Da die Wirklichkeit nicht aus dem Gehirn der Menschen entsprungen ist, sondern eine von der Schöpfung geschaffene Gegebenheit ist, kommt es sehr oft vor, dass eben diese Vorstellungen, die der Mensch hat, eines Tages mit der Wahrheit konfrontiert werden müssen.

Hier kommt der springende Punkt: Bei einer Situation, die den Vorstellungen der Menschen zuwiderläuft, reagieren sehr viele erstmals mit einem Gefühl der Enttäuschung, das sich schnell zu einer Abwehrreaktion entwickelt: «Warum ist es nicht so, wie ich es mir vorstelle?» Die Enttäuschung vertieft sich, und gleich kommen die ersten aggressiven Reaktionen. Der Mensch versucht die Vorstellungen aufrechtzuerhalten, weil er nicht erkennt, dass seine Vorstellungen sich nicht mit der Wirklichkeit vereinbaren lassen. Da die meisten stur an ihren Vorstellungen festhalten, die sehr oft tief in ihnen verankert sind, entsteht ein innerer Kampf, der dann zu Wutausbrüchen führt und zum bekannten Ärger.