WZ-Nr. 191: Was heisst ‹gebildet› sein?

45. Jahrgang, Juni 2019
Wassermannzeit-Verlag / «Billy» Eduard Albert Meier

Der deutsche Dramatiker und Lyriker Friedrich Hebbel (1813 – 1863) formulierte es so: «Bildung ist ein durchaus relativer Begriff. Gebildet ist jeder, der das hat, was er für seinen Lebenskreis braucht.»
Wer sich im Internetz oder in Lexika nach einer Definition von Bildung auf die Suche macht wird – soweit ich das beurteilen kann – keine einheitliche Definition von Bildung finden. Es stellt sich für mich also die Frage, auf welcher Grundlage die Damen und Herren der oben erwähnten Gesprächsrunde die Menschen als ungebildet oder gebildet einteilen können. Aus akademischer Sicht scheint diese Frage einfach zu sein. Hat man einen Titel, ist man gebildet. Hat man keinen Titel, ist man es ergo nicht. Meiner Meinung nach macht man es sich da aber ein bisschen zu einfach. Das ‹Prinzip› der Bildung ist doch die Gesamtheit der Fähigkeiten und Eigenschaften eines Menschen. Diese Fähigkeiten und Eigenschaften befinden sich normalerweise in einem permanenten Entwicklungsprozess, und diese Entwicklung steht in aller Regel – wenn der Mensch seine Wissbegier behält – nicht wirklich still.