WZ-Nr. 191: Was heisst ‹gebildet› sein?

45. Jahrgang, Juni 2019
Wassermannzeit-Verlag / «Billy» Eduard Albert Meier


Was bedeutet es, gebildet zu sein? Wo fängt Bildung an und wo hört sie auf? Wer bestimmt, wer gebildet ist, und wer nicht? Bin ich selbst als Absolvent einer höheren Fachschule automatisch gebildeter als andere Menschen, nur weil ein Papier mit meinem Namen darauf attestiert, eine höhere Ausbildung absolviert und bestanden zu haben?

Auslöser meiner Fragen war eine Sendung im deutschen Fernsehen, wo es in einer Gesprächsrunde darum ging, einen Versuch zu unternehmen, um zu erklären, warum so viele Menschen in Amerika und Europa sogenannten Rechtspopulisten auf den Leim gehen. Die Runde wurde nicht müde zu betonen, dass oft Menschen aus nichtakademischen Schichten, also wenig gebildete Menschen, anfällig für die einfachen Botschaften seien, die solche Rechtspopulisten von sich geben. Die Aussagen an und für sich liessen mich grundsätzlich kalt. Ich hatte zu dem Zeitpunkt eher die Einstellung: Kann sein, kann aber auch nicht sein. Diese Einstellung ergab sich mehr aus der Tatsache, dass ich mir bewusst war, zu wenig über die ‹Gemütslage› der jeweiligen Menschen zu wissen, um eine eigene möglichst folgerichtige Beurteilung vornehmen zu können.