WZ-Nr. 153: Besuchertage

So individuell wie die Kerngruppemitglieder, so individuell sind auch die Besucher, die an den Sonn- und Feiertagen den Weg ins Center finden. Natürlich gibt es unter ihnen immer wieder sehr interessierte, offene und auch jene, mit denen man tiefere Gespräche führen kann. Es sind aber auch solche unter ihnen, deren Dasein und Besuch in eine lange Liste der Kuriositäten eingeordnet werden muss.
Wenn andere zu ihrer Unterhaltung ins Kino oder Theater gehen und mal mehr und mal weniger Eintritt bezahlen, kann diese als Kerngruppemitglied beim Sonntagsdienst kostenlos erlebt werden.

Über die Jahre gab es ein Sammelsurium an Erlebnissen, die einem entweder zum Schmunzeln bringen oder in Fassungslosigkeit versinken lassen. Die Kluft könnte nicht grösser sein: Auf der einen Seite führen wir offene und interessante Gespräche über die FIGU und Billy Meier, um kurz darauf schon mit dem nächsten Besucher ‹Titanic-Diskussionen› zu führen und zu erklären, warum dieser oder jener nicht mit den Plejaren mitfliegen oder sie persönlich sprechen und auch nicht anfassen darf. Wer von der Kerngruppe Besucherbetreuung hat, für den gilt das, was viele Reiseprospekte schon seit langem anbieten: «All inclusive.»

Es ist ein sonniger Sonntagmorgen – schönstes Wetter –, als aus ‹Bella Italia› eine junge Frau mit Freundin auf mich zukommt. Bewaffnet mit einem Block, möchte sie ein Autogramm von Billy. Sie steht plötzlich vor mir, wie aus dem Nichts. Kein Einleitungsgespräch, es sei denn, ein italienisches «Ciao» gilt als Gespräch, sondern gleich das, was sie möchte. Stattdessen fuchtelt sie mit einem Block vor meiner Nase hin und her, wie andere mit einem Fächer, und möchte mir den Kugelschreiber in die Hand drücken, um Billys Unterschrift zu erhaschen. Ein freundliches Lächeln meinerseits, verbunden mit einem direkten italienischen «No», und schon macht sie sich mit ihrer Freundin wieder auf den Heimweg. Das war eines der kürzesten Besuchergespräche der letzten Jahre.

Unvergessen ist auch jene Besucherin mit ihrer Freundin, die mir mit einem Photo belegen möchte, worauf es im Leben wirklich ankommt. Der Beweis – ein Photo. Der Blick auf dieses lässt einem raten, worum es sich handelt. Ein scheinbares Erdloch mit einem diffusen Nebelschleier. Das Erdloch ist ein Erdloch, aber der Nebelschleier, der hat es in sich! Handelt es sich doch um eine andere Wesensform, deren es angeblich viele auf unserem Planeten gibt. Das bedeutet, wer eine Schaufel mitnimmt und irgendwo auf diesem Planeten mit Aushubarbeiten beginnt, darf sich nicht wundern, wenn plötzlich eine esoterische Lebensform in einer Nebelschwade vor ihm auftaucht. Das war an jenem Vormittag bereits das zweite oder dritte Gespräch, bei dem alle Gesetzmässigkeiten des Universums aus den Angeln gehoben wurden.
Immerhin haben wir uns etwa eineinhalb Stunden unterhalten. Eine schmerzliche Stunde für die beiden Besucherinnen, deren esoterisches Weltbild im Laufe der Minuten immer weiter zusammenbrach.