Jeder gegen jeden im Namen der Religionen?

Die langfristige, historisch gewachsene und tiefenpsychologische Entstehung von Hass, Aggressionen, Krieg, Blutvergiessen, roher Gewalt und sonstigen zahllosen Menschenunwürdigkeiten wird von der Mehrheit der Menschen geflissentlich aus dem Bewusstsein ausgeblendet. Es ist ja viel einfacher – und mit dem abgewürgten schlechten Gewissen zumindest kurzfristig vereinbar – nur das allerletzte Glied in der Kette der Kausalität, nämlich die Wirkung resp. das Symptom ‹blutige Nase› sowie allein die ausführende Hand einer Greueltat als alleinverantwortlich für alle unerwarteten Verbrechen, Anschläge, Attentate, Ausartungen, Grausamkeiten und unsagbaren Unmenschlichkeiten auszumachen. Dabei zeigen sich die breite Masse der Öffentlichkeit sowie die Vertreter der darauf spezialisierten Sex-, Gewalt- und Blutpresse (‹BILD›-Zeitung und Konsorten) in reisserischer Weise betroffen und weiden sich in einer dümmlichen Selbstgerechtigkeit, Anmassung und Überheblichkeit gegenüber den wahren Ursachen, womit wiederum die Auflagenzahlen in ungeahnte Höhen getrieben werden können – welch ein Glück für den Geldbeutel der Meinungsmacher, Verleger und Zeitungsmogule: «Denen haben wir es wieder gezeigt, wer die Guten sind, nämlich der Westen als Bewahrer von Demokratie, Freiheit und Frieden», so ist der gefühlte Tenor der Selbstbeweihräucherung nach medienwirksamen, aber wirkungslos im Nichts verpuffenden Demonstrationen, Mahnwachen und Aufmärschen gegen den Terror und gegen die grassierende Gewalt.