Fern der Realität …
Das überaus schlimme und zutiefst schockierende Ereignis in Paris, bei dem am 7. Januar 2015 12 Menschen brutal ‹umgemäht› wurden, beschäftigt seither die ganze Welt. Europa ist aufgestanden, zusammengerückt und hat seine Stimme in tiefem Wehklagen und in ‹tapferem Widerstand› erhoben – scheinbar. Betrachtet man aber die Bilder und die Reaktionen genauer, ist leicht zu erkennen, dass Leid, Trauer und Mitgefühl bei den meisten nicht echt und nur eine zur Schau gestellte Anteilnahme sind, die aus dem Schrecken und der panischen Angst entspringen, dass es einem selbst treffen könnte … Gehen wir der Sache auf den Grund, dann erweist es sich, dass der Anschlag auf die Satire-Zeitschrift ‹Charlie Hebdo› völlig bewusst, leichtsinnig, leichtfertig und in überheblicher Dummheit herausgefordert wurde – notabene von den Opfern selbst, die auch gleich noch Unschuldige in einem jüdischen Supermarkt mit sich rissen, auf den unmittelbar danach ebenfalls ein Attentat von einem Islamisten verübt wurde!
Was jetzt unter den Tisch gewischt zu werden droht, ist die Tatsache, dass das Blatt – über dessen Qualität ebenfalls noch ein Wort zu verlieren sein wird – bereits vor drei Jahren durch einen Brandanschlag von islamistischer Seite aus attackiert wurde, weshalb es dann – völlig verfehlt – Polizeischutz erhielt. Grund für den damaligen Angriff war nicht die Rede- und Pressefreiheit, sondern deren rücksichtsloser und arroganter Missbrauch und die anmassende Haltung, dass sich ein Satireblatt alles erlauben dürfe und dass für ein solches keinerlei Regeln von Anstand, Menschlichkeit oder Rücksichtnahme gelten. Auf dieser Schiene wurde dummdreist weitergefahren und kein Gedanke daran verschwendet, dass man sich mit einem weit überlegenen, zutiefst fanatisierten, unbelehrbaren und schnell wachsenden übermächtigen Gegner anlegte, nämlich mit dem radikalen Islamisten-Terrorismus, der in keiner Weise etwas zu tun hat oder auch nur im Entferntesten zu vergleichen ist mit dem Islam, der weder radikal noch fanatisch oder blutrünstig ist. In dieser absoluten Verkennung und Negierung der Realität, die ganz offensichtlich nicht einmal im Entferntesten erkannt wurde und auch nicht akzeptiert worden wäre, weil Selbstgerechtigkeit, Überheblichkeit, unbedarfte Frechheit und grenzenlose Verantwortungslosigkeit das Zepter schwangen, reagierte man nicht vernünftig, bedacht und verantwortungsvoll, sondern ebenso fanatisch, dumm und unbelehrbar wie die Islamisten selbst.
Natürlich kann man den Islamisten eine niedere Gesinnung unterschieben, aber die Gesinnung der Verantwortlichen von ‹Charlie Hebdo› ist in meinen Augen um vieles schlimmer, denn statt die Realität auf die Schippe zu nehmen, die genug Stoff für satirische Auseinandersetzungen liefert, wurden eine an sich harmlose Religion und ihr Prophet verleumdet, verspottet und niedergemacht und die Gläubigen sowie ihr verehrter Prophet mit jedem nur erdenklichen Dreck überhäuft und eine der grossen Religionen dieser Welt nicht nur an den Pranger der Lächerlichkeit gestellt, sondern auch als lebensfeindlicher Abschaum disqualifiziert. Inwieweit man bei einer solchen Einstellung und einem solchen Verhalten von Bildung und Kultur sprechen kann, bleibe an dieser Stelle offen.
Die Reaktionen der Moslems sind von absolut anderer Qualität als die blöde Angriffigkeit der sogenannten Satirezeitschrift, die ihrerseits den Begriff ‹Satire› (von lateinisch ‹satira›, hervorgegangen aus ‹satura lanx› = ‹mit Früchten gefüllte Schale›, im übertragenen Sinn ‹bunt gemischtes Allerlei›) von ‹Lächerlichmachung› oder Spott in die Begriffe ‹Ehrabschneidung› und ‹Hohn› transferiert, die damit aber nicht das geringste zu tun haben.