Moderne Piraterie
Somalische Piraten greifen im Golf von Aden Schiffe an und kidnappen die Besatzungen, wofür sie für deren Freilassung hohe Lösegelder fordern und sie auch bekommen. Sicherheitsfirmen und Versicherungen haben dadurch einen neuen Verdienstzweig gefunden, denn sie reagieren auf die Piraterie und das Beschlagnahmen der Schiffe sowie das Kidnappen der Besatzungsmitglieder und Schiffsgäste mit besonderen Angeboten – und verdienen damit viel Geld. Und die Piraterie floriert trotz Militärschutz und der Umschiffung von Gefahrenzonen. Die Piratenbesatzungen sind aus allerlei Menschen zusammengewürfelt, die infolge Arbeitsmangel arbeitslos oder durch die Überfischung der Meere durch Fischfangkonzerne ihrer Lebensgrundlage beraubt wurden. Also sind die Piraten in erster Linie ehemalige Fischer und Bürgerkriegskämpfer, folglich wird die Piraterie und das Lösegelderpressen sowie das Stehlen und Plündern von solchen Leuten betrieben, was einerseits geschieht, um den Lebensunterhalt zu bestreiten, und anderseits auch, um sich bereichern zu können. In bezug auf die somalischen Piraten ist zu sagen, dass diese im Golf von Aden ein wichtiges Gebiet für ihre Raubzüge haben, denn durch die direkte Nachbarschaft zu wichtigen Seefahrtsrouten zwischen Asien und Europa wird ihnen alles leichtgemacht. In der Regel sind Piraten junge Männer, die kaum Zukunftsaussichten in ihrem Land haben, folglich ihnen die Piraterie die Möglichkeit bietet, den Lebensunterhalt bestreiten zu können, wie das auch in früheren Zeiten der Fall war, als die grossen Seeräuber auf den Weltmeeren ihr Unwesen trieben. Und dass bei der Piraterie schon zu alten Zeiten sehr viel Geld im Spiel war, wie das auch heute der Fall ist, das entspricht einer unbestreitbaren Tatsache. Zu alten Zeiten wurden noch sogenannte Kaperbriefe erteilt, die auch zur Seeräuberei benutzt wurden. Ein Kaperbrief war ein Dokument, das eine Regierung einem Privatmann ausstellte, der dadurch zur Kaperfahrt berechtigt wurde. Darunter ist zu verstehen, dass der Kaperkapitän den Auftrag und das Recht hatte, fremde Schiffe einer anderen Nation zu entern resp. zu kapern oder zu versenken. Der Kaperer handelte dabei also in offiziellem Auftrag des Staates, der den Kaperbrief ausgestellt hatte, und zudem wurde dem Kaperfahrer und seiner Mannschaft in den Häfen der den Kaperbrief ausstellenden Nation Schutz geboten. Im Gegenzug war der Kaperkapitän verpflichtet, einen Teil der gemachten Beute, der sogenannten Prise, an den ausstellenden Staat abzuführen. An Bord wurde der Beuteanteil oder der Erlös daraus, eben das Prisengeld, nach einem festgelegten Schlüssel unter die Besatzungsmitglieder verteilt. Kaperbriefe entstanden im 12. Jahrhundert zur Regelung des bis dahin praktisch noch rechtsfreien Zustands auf den Meeren, wobei bis ins 19. Jahrhundert die Kaperei ein akzeptierter Teil der Seekriegsführung blieb. Grundsätzlich wurde mit dem Kaperbrief die ‹Seekriegsführung im Auftrag› von der Piraterie abgegrenzt, was aber teilweise trotzdem dazu führte, dass Kaperkapitäne den Kaperbrief dazu nutzten, um nebenbei auch Piraterie zu betreiben.