Überbevölkerung und Umwelt

Vor zweitausend Jahren haben auf der Welt etwa 300 Millionen Menschen gelebt. Bis zum Jahr 1800 hat sich diese Zahl auf eine Milliarde erhöht. Als ich im Jahr 1953 geboren wurde, war ich einer von 2,6 Milliarden Erdbewohnern. Heute leben auf der Welt über 7 (8 424 738 019) Milliarden Menschen und jedes Jahr nimmt die Weltbevölkerung um weitere 80 (95–120 je nachdem variabel) Millionen Erdenbürger zu – das sind täglich mehr als 200 (250–310) tausend zusätzliche Menschen, die Lebensraum und Nahrung brauchen. Hier höre ich schon den Einwand: «Es gibt genug Nahrung auf der Welt – es ist nur ein Verteilungsproblem.» Mit einfachen Slogans um sich werfen ist einfacher als mit grossen Zahlen zu rechnen. Wenn man nämlich jedem der eine Milliarde Unterernährten dieser Welt täglich 400 Gramm Nahrungsmittel spenden möchte, würde das in der Praxis so aussehen: Jeden Morgen starten in Frankfurt 4000 Frachtflugzeuge – jedes mit 100 Tonnen Lebensmitteln beladen – in Richtung Afrika und Asien und landen am Abend wieder. In Frankfurt finden täglich etwa 1400 Starts und Landungen statt; die zusätzlichen 8000 Flugbewegungen quetscht man nicht problemlos in den Flugplan hinein. Und wer bezahlt die Nahrungsmittel, die Flugzeuge, das Kerosin und die Löhne der Piloten? Man muss nicht lange rechnen, um zu erkennen, dass die Nur-ein-Verteilungsproblem-Lehre eine reine Utopie ist.
Die Umweltorganisationen verurteilen die Zerstörung der Urwälder in Indonesien und setzen sich für den Schutz des Orang-Utans ein, erwähnen aber mit keinem Wort, dass deren Lebensraum schwindet, weil sich ein anderes Lebewesen drastisch vermehrt – der Mensch. Die Urwälder werden gerodet, weil jeden Tag 200 (250–310) tausend zusätzliche Menschen ernährt werden müssen.

Überfischung und Überbevölkerung haben nicht nur das ‹über› gemeinsam. Das Erste folgt aus dem Zweiten. Ich habe in vielen Diskussionen festgestellt, dass nur wenige in der Lage sind, sich die Zahl 7 Milliarden vorzustellen. Hier ein kleines anschauliches Beispiel: Jeder Mensch auf der Welt kauft 1 Kilogramm Fisch, was dann 7 Millionen Tonnen entspricht. Verteilt man diese Menge auf Eisenbahnwagen (jeder fasst 10 Tonnen und ist 10 m lang), bekommt man als Resultat eine Zuglänge von 7000 km. Die Umweltschutzorganisationen prangern die Fangmethoden als die Ursache der Überfischung an – die wahre Ursache erwähnen sie mit keinem Wort. Da die meisten Reporter die Pressemitteilungen der Umweltschützer abschreiben, anstatt zu recherchieren und zu rechnen, liest der Durchschnittsbürger fast nie etwas zur Überbevölkerung.