Einige Gedanken zum Artikel ‹Immer wieder Überbevölkerung› ...

Ein Beispiel hierzu aus einem meiner Seminare: Es war ein Seminar über die Psychodynamischen Theorien und Ansätze in der Beratung, also Beratung nach dem Modell von Sigmund Freud. Zu einem Beispiel während einer Sitzung sprach ich vom Unterbewusstsein. Nach dem Modell Freuds gibt es aber kein Unterbewusstsein, sondern nur das Bewusste, Vorbewusste und Unbewusste. Nach meiner Aussage regte sich meine Dozentin dann auf, dass es ‹unbewusst› heisse und nicht ‹unterbewusst›, denn wir seien hier in der Psychodynamik. Das heisst, ausserhalb ihrer Wissenschaft oder Modelle können die meisten dann nicht mehr denken. Und so könnte ich hier zig Beispiele aufführen.
Bedenkt man jetzt, dass sich die meisten Akademiker innerhalb eines solchen Denkmodells bewegen und die entsprechenden Begriffe benutzen, ist es klar, dass die Texte und Aussagen von Wissenschaftlern zu kompliziert (und oftmals falsch) sind. Otto-Normalverbraucher kennt die Begriffe nicht, weiss nicht, wie er sie verstehen muss, etc.
Es ist dann oft auch so, dass wenn die Wissenschaftler sich in solchem Denken bewegen, sie sich auch persönlich angegriffen fühlen, wenn sie auf falsche Aussagen oder Inhalte aufmerksam gemacht werden, weil sie denken: «Wer hat das hier studiert, Sie oder ich?»
Einer meiner Professoren machte immer einen Unterschied zwischen uns, den Wissenschaftlern (die alles wissen, weil wir eben forschen) und dem Alltagsmenschen, der davon keine Ahnung hat. Tatsächlich sprechen die Wissenschaften vom Alltagsmenschen, der von der entsprechenden Disziplin keine Ahnung hat.
Und wenn man sich permanent in der Theorie bewegt und damit die Praxis vernachlässigt (auch hier gilt: Alles hat zwei Seiten, Theorie braucht Praxis und Praxis braucht Theorie), ist es klar, dass man den Blick für die Realität verliert und dann immer mehr und immer komplizierter denkt und die einfachsten Zusammenhänge nicht mehr erkennt. Dazu kommt, dass das Thema Überbevölkerung immer noch ein Tabuthema in unserer Gesellschaft ist, und dann ist man natürlich bemüht, das Problem Überbevölkerung abzuwiegeln, zu verleugnen und lächerlich zu machen.

Zum Schluss möchte ich noch meine Intention für diesen Artikel erklären:
Als ich den Artikel ‹Immer wieder Überbevölkerung› las, war ich erstaunt über die Erbostheit des Autors (wie er selbst schreibt), obwohl ich ihn durchaus verstehen kann. Und obwohl ich dem Autor in seinen Ausführungen voll und ganz zustimme, fand ich den Artikel zu einseitig, ohne Erklärung, warum Wissen schaftler so reagieren resp. wie sie denken. Zudem ist es so, dass die Wissenschaft oder die Wissenschaftler nicht nur negativ ist/sind, sondern der irdischen Menschheit auch sehr viel Positives brachten und bringen und wir dankbar sein können, dass wir sie haben.