Der christliche ‹Schöpfergott› und die weibliche Scham

In diesen Dingen war jedoch Adam noch sehr unbeholfen. Bis dato hatte er im Paradies seine Ruhe, war mit sich selbst in harmonischer Eintracht und genoss in Frieden und Freiheit das süsse Leben. Von einem Tag auf den andern erreichte ihn überraschend die neue Order Gottes, dass er sich um die kürzlich erschaffene Eva kümmern solle. Davon abgesehen sollte er sich mit diesem Wesen auch noch vereinen und Nachkommen zeugen – und das alles ohne irgendwelche Unterweisung. Also stiess Gott bei Adam auf taube Ohren. Einerseits lag es nicht in Gottes Absicht, Adam weiterhin ein bequemes Leben zu gewähren, andererseits wollte er sich aber auch der Anbetung und Vergötterung seiner Kreationen sicher sein und sich deren unbedingte Solidarität mittels ausgeklügelter Prüfungen fortwährend bestätigen lassen. Abgesehen davon sollte das neu erschaffene Wesen mit seinen weiblichen Reizen das paradiesische Leben von Adam etwas schwieriger gestalten, regelmässig Adams tugendhafte und unbeschwerte Männlichkeit auf die Probe stellen und dieser durch Enthaltsamkeit und Kasteiung seine Solidarität zu Gott beweisen. Inter essenskonflikte göttlicherseits und Widersprüche waren abzusehen.
Überrumpelt von der neuen Situation, zeigte Adam keinerlei Interesse. Darüber war der liebe Gott sehr erstaunt und muss wohl lange nachgedacht haben. Schliesslich war auch er von menschlicher Gestalt, hatte Adam zu seinem Ebenbild erschaffen und sich auf dessen Männlichkeit verlassen.

1. Moses, Kap. 1:
27. Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn, und er schuf sie als Mann und Weib.

Offensichtlich musste Adam die Zeugung von Nachkommenschaft erst einmal schmackhaft gemacht werden, und so griff der ‹liebe Gott› wohl zu einer widersprüchlichen List der Sinneslust. Also ersann er für Adam die geschlechtliche Begierde und alle dafür notwendigen Attribute.
Ungeachtet jeglicher Logik unterlief jedoch ‹Gott› im Eifer seiner Nachbesserung des irdischen Weibes eine bis heute ungeklärte aber markante Unaufmerksamkeit. Entweder verfügte das unvollkommene weibliche Wesen nämlich bereits beim Aufbau seines Menschenkörpers über eine Form der Mitbestimmung und kreierte sich, vom ‹Schöpfer› gänzlich unbemerkt und an versteckter Stelle ihrer Scham, ebenfalls ein freudenspendendes Lustorgan, oder aber dieser erschuf auch für Eva, wohl durchdacht und zur Prüfung Adams, jenes gefürchtete Sündeninstrument. Von den Pfaffen stets bestritten, hätte Gott doch damit höchst persönlich dem Weib die Möglichkeit zur Sünde und Betörung eingeplant. Diese im absichtlichen Falle bewusste und folgenschwere Entscheidung sollte der göttlichen Herrlichkeit in Zukunft keine Freude mehr bereiten und ihr, angesichts des selbst erschaffenen Widerspruchs mit seinem Stellvertreter auf Erden, eines fernen Tages nur Streitigkeit und Hader bringen. Anfänglich war Gott sichtlich mit sich und seinem Werk zufrieden. Durch die Kreierung der virilen Liebeslust weckte er Adams Interesse, sich angestrengt mit Eva zu beschäftigen. Angetrieben von den neuen Möglichkeiten schritt Adam bald einmal zur Tat, um die versteckte Knospe weiblicher Sinnlichkeit an Evas Körper zu ergründen. Wohlverdient nahm Gott seinen Lohn entgegen und nannte die ersten Früchte seiner Arbeit Kain und Abel. Allmählich fanden Adam und Eva ihre Freude an der Sinneslust und die kleine Familie wuchs stetig weiter. Dem drittgeborenen Set folgten noch Töchter und weitere Söhne. Frohgemut genossen Adam und Eva rege die von Gott erschaffenen Attribute der Sinnlichkeit und des körperlichen Liebesfeuers. Eifrig erkundeten sie die neu entdeckte Obliegenheit der Fruchtbarkeit und Mehrung. Allmählich verloren die beiden das Interesse an den göttlichen Ermahnungen zur puritanischen Enthaltsamkeit. Beschwingt über ihre neue Freiheit wanderte Eva fröhlich durch den Garten Eden, als sie plötzlich vor dem verbotenen Baum der Erkenntnis stand. Mit einem schelmischen Züngeln wurde sie von der wartenden Schlange in Empfang genommen – alles weitere ist Geschichte.
Mit dem Genuss der verbotenen Früchte war Eva unerwartet zu neuen Erkenntnissen ihrer sinnlichen Weiblichkeit gelangt. Die neuen und lüsternen Gedanken Evas gefielen Gott in keiner Art und Weise. Ein wundervolles Spiel am eigenen Körper und der eigenen Scham entlockten ihr eine ganz besondere Freude, und Adam hatte derweil etwas an Aufmerksamkeit verloren. Die Ruhe war vorbei und Aufruhr herrschte im elysischen Garten. Der Schöpfergott war ausser sich und der verführte Adam zeigte sich sehr betreten.

1. Moses, Kap. 3:
12. Da sprach Adam: Das Weib, das du mir zugesellt hast, gab mir von dem Baum, und ich ass.
13. Da sprach Gott der HERR zum Weibe: Warum hast du das getan? Das Weib sprach: Die Schlange betrog mich also, dass ich ass.

Wütend erliess die biblische Göttlichkeit abermals Verbot und Untersagung und das knospengrosse Lustobjekt an Evas Scham wurde für alle Zeiten dem Makel der Verderbtheit und der Sünde gleichgestellt. Klein und unscheinbar sollte diese Liebesperle künftighin den weiblichen Körper zieren, niemals mehr jedoch in erlaubter Weise ihren Zweck erfüllen. Mit Schimpf und Schande wurden die beiden Übeltäter daraufhin aus dem Garten Eden ausgewiesen: