Zwischen schmerzlicher Realität und Geisteslehre

Gänzlich unbemerkt sind die Jahre an uns vorbeigezogen, und zweieinhalb Jahrzehnte haben ihre Spuren in unseren Gesichtern hinterlassen. Deine kreative Schaffenskraft sowie dein unermüdlich diszipliniertes Vorwärtsstreben waren mir stets ein schwesterliches Vorbild. Zahlreiche schöne Erinnerungen ordnen sich gegenwärtig an deinem noch frischen Grab, und eine nostalgische Trauer labt sich an deinem Bildnis und an deiner beispielhaften Lebensführung. Mit den Tränen der Erinnerungen in meinen Augen lehrst Du mich auch jetzt, Monate nach deinem Dahinscheiden, bedeutungsvoll die unveränderliche Wahrheit, dass auch wir in der FIGU vergänglich sind. Im Wissen um deine schwere Krankheit, schmerzvoll leidend, warst du für uns so unerwartet schnell gezwungen, dem Todesleben ins Angesicht zu blicken. Einmal mehr und ohne die Möglichkeit einer materiellen Wiederkehr in dein dahingegangenes Leben hast du deine Geistform sowie dein Bewusstsein und deine ehrbare Persönlichkeit in den Schoss des Todeslebens gelegt.
Während über zwei Jahrzehnten hast du in unserem Kreis zu meiner Rechten meditiert, doch nun bleibt dein Platz für immer leer. Ebenso wird auf der Sitzungsliste dein vertrauter Name niemals mehr unmittelbar vor meinem eigenen genannt. Leer bleibt auch für alle Zeit dein FIGU-Arbeitsplatz. In disziplinierter Pflichterfüllung hast du stets in aller Stille, und von uns allen unbemerkt, so viele Nöte, Verzichte und Mühen ausgestanden. So manchem Artikel und mancher Schrift hast du den letzten Schliff gegeben und hast alles orthographisch, grammatikalisch und in bezug auf die Satzgestaltung in seine korrekte Form gebracht. Fein säuberlich geordnet, verweilen noch immer deine vertrauten Gegenstände an ihrem Platz. Wie eh und je vertreiben sie mir in ihrer Vertrautheit während mancher dunklen Nachtwacherunde Bangigkeit und Ungemach. Wir werden dich vermissen und als unsere langjährige Freundin und Missionsgefährtin in unserem Gedächtnis und in unseren Annalen ehren.
Eine tödliche Krankheit hat dich von uns genommen, liebe Christina. Mit vorbildlicher Grösse und Würde hast du dein Leiden bis zum Schluss getragen und dich auf die letzten Tage vorbereitet. Ebenso hast du dich bei deinen Mitmenschen nie über die unvorstellbaren Schmerzen beklagt, die dich quälten, und so hast du nur im Verborgenen das Ganze deiner Not ertragen. Wir werden dein Andenken bewusst in Ehre halten. Eines Tages wird dir auch die/der Letzte von uns folgen, welche/r dich noch persönlich kannte. Dann wird sich auch für uns der Kreislauf aller Vergänglichkeit schliessen und die Früchte unseres Lernens werden offenbaren, ob wir wie du in Frieden und Harmonie sterben können. Du, liebe Christina, bist deinem klaren Lebensweg bis zuletzt treu geblieben. Im ehrwürdigen Bewusstsein deiner weiblichen Stärken und persönlichen Ideale hast du uns die hohe Tugend wahren Menschseins vorgelebt, und in der Treue zu dir selbst bist du auch deinen letzten und so sehr schweren Weg gegangen.