Zwischen schmerzlicher Realität und Geisteslehre

Ein Nachruf in Verbundenheit mit Christina Gasser
Der Lärm lachender Menschen und ihre lauten Stimmen verhinderten, dass ich einen klaren Gedanken fassen konnte. Ein stetiges Kommen und Gehen sowie das knarrende Öffnen und Schliessen der Türen prägten an diesem unruhigen Ort das samstägliche Geschehen. Das laute Scheppern von Geschirr und Essbesteck vermittelten durch die hektische Geschäftigkeit eine neue und ungewohnt verwunderliche Atmosphäre. Fremde Gerüche lagen in der Luft, und blauer Dunst schwebte gemächlich durch die verqualmte ‹Beiz›. Als junger und orientierungsloser Neuankömmling in Schaffhausen ergriffen viele neue Eindrücke Besitz von mir. Befremdend fastnächtliches Treiben fesselte meine Aufmerksamkeit. Das Gesicht hinter einer dunklen Katzenmaske verborgen, ging eine mir unbekannte Frau durch den Innenhof. Gelassen schritt sie über die steile und knarrende Holztreppe, und kurz darauf entschwand sie hinter einer Wohnungstür meinen Blicken – mysteriös und unnahbar.
An einem kühlen Samstagmorgen, es war im Monat Februar des Jahres 1986, sass die Unbekannte im pflanzenüberwachsenen Hinterhof an einem kleinen Tischchen. Schnell war das Eis gebrochen, als ich mich zu ihr setzte, und ihre aussergewöhnlichen Erklärungen zogen mich in ihren Bann. Die Frau wirkte vertrauenswürdig, und sie sprach von einer uralten Lehre in einem Buch OM. Ausserirdische Erdenbesucher/innen und ein ‹skurriler› Mann im Zürcher Oberland, mit Kontakten zu erdfremden Wesen, bestimmten den Inhalt ihrer spannenden und fesselnden Beschreibung. Berührt von der Einfachheit und Logik des Erzählten, erwuchs in mir die Neugier nach weiterer Erkundigung.
Seit dieser ersten Begegnung sind fast 26 Jahre vergangen. Als wäre es erst gestern gewesen, klingt die Stimme der damals jungen Christina Gasser noch heute in meinen Ohren. Auf meiner Suche nach dem Sinn des Lebens hat mich zu jener Zeit deine Wesensart sehr bereichert, liebe Christina. Du hast mir Tür und Tor geöffnet, um mit dir gemeinsam in der kleinen Schaffhauser FIGU-Studiengruppe neue Welten zu entdecken und zu erkunden. Zweifellos war diese Begegnung das wegweisende Schlüsselerlebnis in meinem Leben der damaligen Zeit. Bei meinen ersten Schritten durch das Semjase-Silver-Star-Center in Hinterschmidrüti hast du mich begleitet und mich auch in der allerersten Friedensmeditation unterwiesen. Ein lehrreicher und langer Weg von über zwei Jahrzehnten stand uns damals noch bevor, und die Gabelung eines Abschieds durch unsere unvermeidliche Vergänglichkeit lag noch in unerreichbar weiter Ferne. Mitunter haben uns schwierige Lebenssituationen oder verschiedene Betrachtungsweisen etwas entfremdet, doch dennoch hielt uns ein starkes Band des Forschens nach dem schöpferischen Sinn des Lebens in tief vertrauter Gemeinsamkeit zusammen. Höhen und Tiefen, Freud und Leid, Erfolge oder schmerzliche Misserfolge haben unser gegenseitiges Wachstum stets begleitet.