Die Erde ist eine Insel

Beispiel Tikopia: Durch Geburtenkontrolle im Gleichgewicht mit dem Leben
Quelle: Tikopia ist Teil der Santa-Cruz-Inseln und gehört politisch gesehen zur Provinz Temotu der Salomon-Inseln. Die Insel ist das Überbleibsel eines erloschenen Vulkans. Ihr höchster Punkt, der Mount Reani, erreicht eine Höhe von 380 m über dem Meeresspiegel. Die Landfläche beträgt ungefähr 5 km². Im Zentrum der Insel befindet sich in einem alten Vulkankrater ein grosser See, der etwa 80 m tiefe Lake Te Roto. Eine Trockenheit in den Jahren 1952 und 1953 forderte auf der Insel Tikopia 17 Tote. Tikopia wird von ungefähr 1200 Menschen bewohnt, die in über 25 Dörfern zumeist entlang der Küste leben. Früher betrug die Einwohnerzahl beständig ungefähr 1000, da die kleine Insel mit den traditionellen polynesischen Wirtschaftsweisen eine grössere Anzahl Menschen nicht ernähren konnte. Um diese Bevölkerungszahl nicht zu überschreiten, wurde eine strikte Geburtenkontrolle praktiziert. Nur dem ältesten Sohn jeder Familie war es erlaubt, Kinder zu zeugen. Wenn dennoch ein ungewolltes Kind geboren wurde, dann war dieses unweigerlich dem Tod geweiht. Die begrenzten Ressourcen der Insel wurden mittels erprobter polynesischer landwirtschaftlicher Methoden erschlossen und genutzt. Diese richteten sich nach der Bevölkerungsdichte. Die Polynesier wussten aus jahrhundertelanger Erfahrung mit den beschränkten Lebensgrundlagen kleiner Inseln hauszuhalten. Als beispielsweise einmal (um das Jahr 1600) die Anzahl der gezüchteten Schweine zu gross wurde, beschlossen die Insulaner, die Tiere zu schlachten und sich zur Beschaffung tierischer Proteine wieder mehr dem Fischfang zuzuwenden, da die Schweine zu viel landwirtschaftliche Produkte verzehrten und so eine ausgewogene Ernährung der Menschen verhinderten. Die Kultur der Tikopianer war hochentwickelt und besass eine komplexe Sozialstruktur, wie diese in vielen polynesischen Gesellschaften zu finden ist. Religiöse Konzepte und Tabus wurden konsequent befolgt. Aufgrund der durch sie gesetzten Rahmenbedingungen (Pflege der Ressourcen, Geburtenkontrolle) konnte die Bevölkerung ihre kleine Insel erfolgreich bewirtschaften und sich ein – wie frühe Besucher es beschrieben – ‹kleines Paradies› erschaffen.