Gegen Wut, Angst und Ohnmacht, ...

«Das Gefühl stellt eine ausgerichtete und aktualisierte Erlebnisqualität dar, die unter vielem anderem auch mit Erinnerungen und Wahrnehmungen sowie mit Werten und Bewerten usw. verbunden ist.» Zitat aus dem Buch ‹Die Psyche› von ‹Billy› Eduard Albert Meier.

In diesem Zusammenhang möchte ich die Amygdalae (Mandelkerne – Amygdala = Mandel) als Teil des limbischen Systems hervorheben. Sie sind paarig vorhanden und symmetrisch angelegt. Der eine Mandelkern liegt im linken Schläfenlappen, der andere im rechten Schläfenlappen. Mandelkerne werden sie auch genannt, weil die kleinen Organe eine madelförmige Struktur aufweisen. Sie wirken als ein hoch differenziertes, komplexes und ständig im Einsatz stehendes gefühlsmässiges Erinnerungszentrum in unserem Gehirn. Die Amygdalae beantworten Reize unserer Sinneswahrnehmungsvorgänge, auch aufgrund von unbewusster gefühlsmässiger Konditionierung. Die beiden Mandelkerne, als Teil des limbischen Systems, besitzen eine direkte Verbindung zum Stammhirn (entwicklungsgeschichtlich der älteste Teil des Gehirns) und zum höher entwickelten Neokortex (der ‹jüngste Teil› der Grosshirnrinde). Die Amygdalae bestehen aus dreizehn eng miteinander verschalteten Kernen, welche verschiedene Reaktionen regeln. Der zentrale Kern der Amygdalae erhält sowohl Informationen von der Grosshirnrinde als auch von den verschiedenen Modulen des limbischen Systems. Ein Regelkreis zeigt die Funktion der Amygdalae auf: Unser Körper empfängt ein sensorisches Signal, in Form eines Bildes, eines Geruches, eines Klanges, einer Berührung, einer kombinierten Wahrnehmung oder aber auch einer Vorstellung, eines Gedankens. Diese Information erreicht den Thalamus (als Teil des limbischen Systems), dieser entscheidet, als Filter für alle ankommenden Informationen, ob und wie weit diese Information weitergeleitet werden soll. Würde ein Grossteil aller ankommenden Informationen vom Thalamus nicht ausgefiltert (sie werden uns nicht bewusst), wären wir hoffnungslos überfordert. Winkt der Thalamus das sensorische Signal durch, sei es auch noch so winzig und bruchstückhaft, erreicht es direkt die Amygdalae, die es rasch verarbeiten, indem sie in Sekundenbruchteilen ihren eigenen Erinnerungsspeicher abfragen. Jede Situation, mit der wir konfrontiert sind, wird von den Mandelkernen automatisch überprüft; sie bewerten diese aufgrund ihrer gespeicherten Informationen als gefährlich oder harmlos, und dies, bevor wir die Situation bewusst wahrgenommen haben. Das blitzschnelle, im Nanosekundenbereich ablaufende Bewertungsverfahren der Amygdalae erzeugt Ausschüttungen von Hormonen mit den dazugehörigen Begleiterscheinungen, wie Herzrasen, Schweissausbruch, schneller Atem, erhöhte Muskelspannung usw. So kann zum Beispiel auf einem Spaziergang durch den Wald ein Stück Holz am Boden, das einer Schlange gleicht, durch blitzschnelle unbewusste Gedanken eine Angstreaktion und dementsprechende Gefühle auslösen, noch bevor der Rest des Gehirns eine Analyse abschliessen und zum Schluss kommen kann, dass es sich beim Stück Holz lediglich um etwas Harmloses handelt. Die Amygdalae sind also je nach Art ihrer Aktivierung in der Lage, entweder das Stammhirn oder die vorderen, frontalen Hirnbereiche zu aktivieren. Wird das Stammhirn aktiviert, so reagiert der Körper Richtung Kampf- oder Fluchtreflex. Kommt es dagegen zur Aktivierung der Frontalbereiche, wird sich der Körper entspannen.