Nur noch Tauben am Trafalgar Square


Aber gerade die christliche Wahrheit, die auch in Afrika verbreitet ist, gibt doch den klaren Auftrag zur Verantwortung für die Schöpfung. Allein der Begriff ‹Schöpfung› weist darauf hin, dass Mensch, Tier und Natur Teil ein und desselben Gedanken Gottes sind.

Morris: Feind der Naturerhaltung ist Religion insofern, als sie Ausbeutung und Überbevölkerung Vorschub leistet. In der christlichen Religion sind Tiere wilde Bestien ohne Verstand. Und der Katholizismus stellt sich gegen jede Eindämmung der Bevölkerung. Sicher gibt es aber auch andere christliche Glaubensgemeinschaften. Religionen ist es eben eigen, den Menschen gesondert zu betrachten. Sie sehen ihn nicht als Tier. Als ich mein Buch ‹Der nackte Affe› veröffentlichte, sah ich mich schwerer Vorwürfe von religiöser Seite ausgesetzt. Diese religiösen Überzeugungen sind einfach gefährlich für die Erhaltung der Natur.

Das Christentum hat die Wahrheit Gottes in Europa und in Afrika offenbart. Das Überpopulationsproblem existiert aber nur in Afrika. Also ist es doch eine Frage der Kultur?

Morris: Oh, ich wollte nicht den Eindruck erwecken, Religion verursache diese Probleme. Religion ist ein Faktor, der das Problem verursacht. Kultur oder Gewinnstreben sind weitere Faktoren, ich hatte das bereits angesprochen. Sie alle sind nicht das Problem, sondern verursachen es. Das Problem ist das mangelnde Bewusstsein für die Notwendigkeit der Erhaltung der Natur. Ich möchte dies mal als ‹Schlüsselproblem› kennzeichnen. Meine Erkenntnis ist eben, dass wir die Erhaltung der Natur nicht werden durchsetzen können, wenn wir nicht zu der Einsicht gelangen, dass der Mensch ein Tier unter vielen ist.

Was erhoffen Sie sich von der Artenschutzkonferenz in Nairobi?
Morris: Ich würde mir wünschen, dass die Konferenz von Nairobi nicht in den genannten Nebensächlichkeiten steckenbleibt, sondern das schon dargestellte Schlüsselproblem, die Überbevölkerung, endlich klar benennt.

Das ist von einer Artenschutzkonferenz wohl nicht zu erwarten.
Morris:Ja, so ist es wohl. Doch herumdoktern an den Symptomen beseitigt die Ursache nicht. Die Wildnis der Welt wird in Gefahr bleiben. Der Überzeugungswandel ist machbar, sehen Sie doch nach Europa, dort ist es inzwischen unmöglich, Pelz auf der Strasse zu tragen. Da hilft es auch nicht, Wildpelz durch Zuchtpelz zu ersetzen. Ökologisch gut gemeint, funktionierte aber nicht, denn es war kein grundsätzlicher Bewusstseinswandel.