Historische Wurzeln der Bevölkerungsexplosion

DIE ROLLE DER HEXENVERFOLGUNG
Die wesentlichen historischen Wurzeln der Bevölkerungsexplosion waren nicht in erster Linie – wie so oft behauptet – Fortschritte der modernen Medizin und Hygiene, sondern die systematische Ausrottung des ursprünglich weitverbreiteten Wissens der Frauen um natürliche Empfängnisverhütung sowie die systematische Kanalisierung der Sexualität zum Zwecke der Fortpflanzung von Menschen – bei gleichzeitiger Verteufelung aller Formen lustbetonter Sexualität, die nicht in Zeugung einmünden. Urheber dieses systematischen ‹Zuchtprogramms› war die Kirche, und das wesentliche Mittel zu seiner Durchsetzung war die Hexenverfolgung, die ‹Vernichtung der weisen Frauen› (so der Titel eines Buches von Gunnar Heinsohn und Otto Steiger, auf das ich mich im folgenden wiederholt beziehen werde).

DIE VERNICHTUNG DES WISSENS UM LEBENSENERGIE
Die Hexen früherer Jahrhunderte waren nicht etwa die bösen, buckligen, alten Frauen, mit einer Katze auf der Schulter und bösen Zauber praktizierend, als die sie uns in vielen Märchen vermittelt werden. Es handelte sich vielmehr um ‹weise Frauen› mit einem grossen, durch Überlieferung weitergegebenen Erfahrungswissen über Gesundheit, Krankheit und Heilung sowie über Fragen der Sexualität, Empfängnisverhütung, Schwangerschaft und Geburt. Sie waren die Trägerinnen einer Volksmedizin auf der Grundlage von Naturheilverfahren einschliesslich lebensenergetisch wirkender Methoden, und ihre Lebensbejahung und Lustbetonung drückte sich auch in ihren ekstatischen Ritualen und Festen (Hexensabbat) aus. Die Hexen fühlten sich verbunden mit der fliessenden Lebensenergie in sich, hatten vielfach eine starke sexuelle Ausstrahlung, konnten sich verbinden mit der kosmischen Energie, die sie ‹die grosse Göttin› nannten, konnten diese Energie durch sich strömen und auf andere heilend einwirken lassen. Sie lebten eine Form von Spiritualität, wie sie in den erstarrten und männerdominierten Strukturen der Kirche seit Jahrhunderten nicht mehr möglich war.