Wodurch wird ein Mensch zum Amokläufer ...

Schulforscher der Universität Eichstätt haben kürzlich belegt, dass sich ihre Quote zwischen 1994 und 1999 von 13,1% auf 17,8% aller 11–18jährigen erhöht hat. Die Mehrheit von ihnen dürfte inzwischen pro Woche mindestens einmal einen jugendgefährdenden Film mit brutalen Gewaltexzessen konsumieren. Mädchen dagegen haben nach wie vor an solchen Filmen vergleichsweise wenig Interesse.

Aber wie kommt es überhaupt zu einem derartig intensiven Konsum von medialen Gewaltexzessen? Zum Schutz der Jugend dürfen in Deutschland FSK-18-Filme erst ab 23.00 Uhr gezeigt werden. Bei den FSK16-Filmen ist die Zeitgrenze auf 22.00 Uhr herabgesetzt. Ein effektiver Jugendschutz wird damit freilich nicht mehr erreicht. Schliesslich haben die Kinder und Jugendlichen an mehr als jedem dritten Tag des Jahres schulfrei (135 Tage) und können dann am Vorabend länger aufbleiben. Vor allem aber hat sich der Fernsehkonsum der jungen Menschen dadurch verändert, dass von den 12- bis 16-Jährigen etwa die Hälfte heute über einen eigenen Fernseher verfügt. Deren abendlicher Filmkonsum ist damit der elterlichen Kontrolle weitgehend entzogen. Zudem nimmt die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen pro Woche mindestens einmal einen Film mit dem Videorekorder auf – primär natürlich solche, die sie im Kino wegen der Altersgrenzen noch nicht sehen dürfen.

Zu den Auswirkungen, die der beschriebene Medienkonsum auf die primär männlichen Zuschauer hat, gibt es von Seiten der Medienwissenschaften erstaunlich wenig präzise Aussagen. Da muss man schon die moderne Hirnforschung heranziehen, um fündig zu werden. So betonen die Professoren Roth und Scheich, dass Kinder und Jugendliche die Bilder von filmischen Gewaltexzessen weit intensiver in ihrem Gedächtnis speichern als Erwachsene, weil ihr noch ständig wachsendes Gehirn für emotional hoch besetzte Informationen äusserst aufnahmebereit ist. Ferner weisen sie darauf hin, dass die zunächst nur im Kurzzeitgedächtnis gespeicherten Informationen des Schulunterrichtes weitgehend verblassen, wenn solche Filme nachmittags oder abends die volle Aufmerksamkeit des Jugendlichen in Anspruch nehmen. Und schliesslich machen Kriminologen auf die Gefährdung aufmerksam, die von derartigen Gewaltfilmen für die kleine Risikogruppe von etwa 10% der männlichen Jugendlichen ausgeht, die ohnehin durch familiäre und soziale Probleme in ihrer Entwicklung gefährdet sind.