Mail eines Freundes

Will man allerdings auch längere Zeiträume betrachten, wird es schwierig. Das wäre so, als würden wir nur Tag und Monat angeben, aber kein Jahr. Deswegen gibt es bei den Maya auch noch einen dritten Kalender, den sogenannten ‹long count› bzw. die lange Zählung. Diese Zählung basiert auf dem Zwanzigersystem (im Gegensatz zu unserem Zehner-/Dezimalsystem). Hier durchlaufen 5 Ziffern jeweils die Zahlen von 0 bis 19. Mit dieser Zählung lässt sich ein viel längerer Zeitraum abdecken. Für die Maya war die 13 (neben der 20) eine wichtige Zahl. Das sieht man auch am Tzolkin-Kalender, der 13 mal 20 = 260 Tage umfasst. Für die Maya dauert eine Epoche genau 13 Baktun. Also von 0.0.0.0.0 bis 13.0.0.0.0. Nach unserer Zeitrechnung sind das etwa 5125 Jahre. Danach beginnt die neue Epoche wieder bei 0.0.0.0.0. Die Frage ist aber nun, wann war bei ihnen der Tag Null? In unserem Kalender haben wir als 0-Punkt die Geburt Christi gesetzt (ich weiss, die Berechnung stimmt nicht). Die Mayas und auch die meisten Forscher setzen den Anfang des Kalenders auf den 11. August des Jahres 3114 v. Chr. Diese Erkenntnis beruht auf einer Inschrift, die man in Palenque gefunden hat. Wenn dieses Datum stimmt, dann fällt 13.0.0.0.0 der langen Zählung genau auf den 21.12.2012 der christlichen Zeitrechnung. Die Mayas nennen das den Anfang der 5. Sonne. In ihrem einzigen überlieferten Buch, das ‹Popol Vuh›, werden die Übergänge von einer Sonne zu der anderen Sonne immer als gravierender Einschnitt im Leben unseres Planeten und auch der Menschheit beschrieben, aber niemals als ein Weltuntergang.

Weltuntergangsprognosen finden wir eher im christlichen Lebensraum. Schon im Jahre 999 verkündete Papst Sylvester II., dass am 31. Dezember um Mitternacht die Welt untergehen würde. Nur durch seine inbrünstigen Gebete wurden wir von der Katastrophe errettet. Ein cooler Typ – wir sollten ihm eigentlich dankbar sein. Weltmeister der Apokalypse sind aber die ‹Zeugen Jehovas›. Bei denen ging die Welt zum erstenmal 1914 unter. Als sie es dann aber doch nicht tat, verkündete die Chef-Etage, Christus sei unsichtbar gekommen und werde nur von wahren Gläubigen gesehen (‹undercover action› oder wie nennt man das?). Was mich erstaunt ist, dass ihn keiner von diesen wahren frommen Leuten bisher gesehen hat. Für das Jahr 1925 wurde von der ‹Wachturm Gesellschaft› ein neuer Untergang verkündet – aber wieder Fehlanzeige. Im Jahre 1967 wurde in der Zeitschrift ‹Erwachet› der nächste Untergang auf das Jahr 1975 festgelegt. Bitte liebe Freunde, schlaft nicht ein, denn es kommt noch dicker.
In New York (Brooklyn), im Haupttempel der Sekte, arbeitet man jetzt wohl mit Windows XP, und damit lässt sich nun alles genauer berechnen. Sie sind aber schlauer geworden und geben keinen genauen Termin mehr an. Mit erhobenem Zeigefinger und stechenden Augen verkündigen sie: «Bald wird es so weit sein, liebe Brüder und Schwestern. Bereitet eure Seelen auf den Tag des Armageddon vor.»