Brief an die Frauen in allen Teilen der Welt

Die Vermehrung des Menschen und die Gefahr einer Selbstzerstörung des Lebens

Hans HassHans Hass

Liebe Frauen in allen Teilen der Welt!
Ich beginne damit, dass ich mich Ihnen vorstelle. Ich bin Naturwissenschaftler, 88 Jahre alt und habe mich in der ersten Hälfte meines Lebens mit Meeresbiologie beschäftigt und zahlreiche Expeditionen, vor allem in tropische Meere, durchgeführt. Mein Interesse galt dem Verhalten der Fische in den Korallenriffen, besonders aber den Haien, die bis heute noch als sehr gefährlich gelten. 1960 verlagerte sich mein Interesse auf das Studium der Evolution des Lebens, auf die Entstehung des Menschen, seiner Wirtschaftsformen und seiner staatlichen Organisation.

In den letzten Jahren wurde mir dann klar, dass die immer weiter ansteigende Vermehrung des Menschen zu einer echten Gefahr wird. Der Mensch vermehrte sich zuerst nur sehr allmählich. Während die Bevölkerungszahl von Beginn unserer Zeitrechnung bis Anfang des 19. Jahrhunderts relativ stabil blieb, erreichte sie gegen Ende des 19. Jahrhunderts bereits 1 Milliarde. Im 20. Jahrhundert steigerte sich die Bevölkerungszahl explosionsartig. Schon um 1950 betrug sie 2 Milliarden und um das Jahr 2000 hatte sie bereits 6 Milliarden erreicht. Und diese gefährliche Entwicklung der Bevölkerungszahl setzt sich weiter fort.

Nun ist jedoch die Oberfläche des Planeten, auf dem wir leben, also der Erde, von beschränkter Grösse und kann nur einer bestimmten Anzahl von Lebewesen Platz bieten. Unsere technischen Fortschritte sind so gewaltig geworden, dass der Mensch all die Tiere und Pflanzen, aus deren Kreis wir hervorgegangen sind, zurückdrängt, was zu einer Katastrophe führen kann.