Leserfrage

Diese Aktion hat eine Debatte über die Objektivität der hiesigen Tibetberichterstattung angestossen. Im Gegenzug müssen sich die Organisatoren der Protestdemonstrationen auch mit dem Vorwurf auseinandersetzen, von der Pekinger Regierung gelenkt zu sein. So betonte Zhiping Jia in einem Interview:

«Die Proteste wurden von Privatleuten und von Studentengruppen organisiert. Die Botschaft hat uns nicht unterstützt, im Gegenteil. Ein paar Studenten, die bei der chinesischen Botschaft Nationalfahnen ausleihen wollten, wurde gesagt, sie sollten studieren und nicht demonstrieren. Mobilisiert haben wir hauptsächlich über Internetforen.»

Doch dem Vorwurf, dass jede Kritik am Dalai Lama und der von ihm vertretenen Politik die Machthaber in Peking unterstützt, musste sich vor einigen Wochen auch die Bürgerschaftsabgeordnete der Linken in Hamburg, Christiane Schneider, stellen. Weil sie in einer Rede in der Bürgerschaft mit Verweis auf den iranischen Religionsführer Chomeini daran erinnerte, dass man mit religiösen Persönlichkeiten in der
Politik nicht immer gute Erfahrungen gemacht habe, wurde gleich von einem Eklat in der Bürgerschaft gesprochen.

Bemerkenswert ist, dass sich der hessische Ministerpräsident Roland Koch mit dem Dalai Lama genau so identifizieren kann, wie nonkonformistische Musiker wie Björk, die bei Auftritten in China ihre Sympathie mit Tibet (Declare Independence) ausgedrückt hat.

Der Dalai Lama ist alles andere als ein ‹Mann des Friedens›
Auch der Wissenschaftsjournalist Colin Goldner und Autor des Buches ‹Dalai Lama – Fall eines Gottkönigs›, das in den nächsten Tagen in aktualisierter Neuauflage im Alibri-Verlag erscheint, musste sich wegen seiner prononcierten Kritik am Dalai Lama und der von ihm vertretenen Politik schon häufig scharfe Angriffe gefallen lassen. Peter Nowak sprach mit ihm über das Bild von Tibet und vom Dalai Lama.

Vor einigen Tagen protestierten in Deutschland lebende Chinesen gegen eine verzerrte Medienberichterstattung
über Tibet in deutschen Zeitungen. Ist die Kritik berechtigt?