Wer Wind sät, wird Sturm ernten

Es gab keine Rechtfertigung für den Einsatz dieser beiden Atombomben, und es klingt unglaublich, wenn das Land, das diese Waffen entwickelte, sie einsetzte und dadurch seine Skrupellosigkeit, Unmenschlichkeit und moralische Primitivität bewies, sich heute das Recht herausnimmt, anderen diese Waffen zu verweigern und darüber zu entscheiden, wer sie haben darf und wer nicht. Im Westen ist durch die US-Propaganda das Bild entstanden, jeder orientalisch wirkende Bartträger mit einem anderen Glauben als dem Christentum sei ein potentieller Terrorist. Schlimmer noch, glaubt man der US-Propaganda, handelt es sich bei den Taliban und ihren Anhängern um minderwertigere Lebensformen, die es auszuradieren gilt. Fragt man einen Taliban nach seinen Beweggründen gegen den Westen zu kämpfen, ist als Triebfeder überwiegend religiöser Fanatismus im Spiel. Fragt man einen US-Soldaten, warum er gegen die Taliban kämpft, finden wir in seinen Argumenten den gleichen Fanatismus, auch wenn dieser nicht immer religiös motiviert ist. Den gleichen Fanatismus legen mit Ausnahmen auch viele US-Bürger und US-Politiker an den Tag. Es geht um die eigene Freiheit, Demokratie und Frieden usw., die zu verteidigen sind, und deshalb gilt es, den Feind, also den Andersdenkenden und kulturell anders Ausgerichteten, zu vernichten, weil er als Bedrohung betrachtet wird. Beide Seiten sehen den anderen immer nur als Bedrohung und finden in ihren Argumenten die Berechtigung, um diesen anzugreifen, zu töten und zu vernichten. Die Argumente sind teilweise zwar unterschiedlich, aber der Fanatismus ist auf beiden Seiten stets der gleiche. Man unterstellt der anderen Seite Unmenschlichkeit und betrachtet sich selbst als den Bewahrer von Menschenrechten und Frieden. Es bleibt dabei immer bei einfachen und oberflächlichen Argumenten, die den jeweiligen Beteiligten, egal welcher Seite sie angehören, als Rechtfertigung für ihre Aktionen gelten. Dabei sind diese Argumente so oberflächlich und primitiv, dass es ein Leichtes ist, Mitläufer und Anhänger zu finden, die sich für den jeweiligen Standpunkt stark machen – und selbst unternimmt man keinerlei Anstrengungen, um diese Parolen zu hinterfragen und sich in Eigenverantwortung damit auseinanderzusetzen. Menschenrechte und Menschenpflichten, der Schutz und Erhalt menschlichen Lebens und das Verständnis für den andern haben dabei keinen Platz, weshalb auch niemand versucht, sich einmal in den Gegner hineinzuversetzen. Es ist einfach, Hass und Gewalt zu säen, und sehr schwer, Frieden zu schaffen und ihn zu bewahren. Es ist sehr einfach, Leben zu vernichten oder ihm Schaden zuzufügen, und äusserst mühevoll, es zu bewahren und zu beschützen. Es ist so einfach, dem anderen die Schuld für alles in die Schuhe zu schieben, und es braucht so unglaublich viel Selbstdisziplin, Eigenverantwortung und Menschlichkeit, sein eigenes Denken und Verhalten zu hinterfragen und sich Fehler einzugestehen.