Bevölkerungswachstum und Wirtschaftswachstum...

...aus der Sicht eines Biologen von Hennig Stieve, Deutschland

Wir haben nicht zu wenige Kinder, sondern wir sind zu viele Menschen!

In der Natur haben Lebewesen normalerweise mehr Nachkommen als überleben können. Trotz der natürlichen Überproduktion nehmen die Individuenzahlen der meisten Arten nicht laufend zu, weil viele Individuen durch Feinde, Krankheiten, Stress und andere Ursachen frühzeitig sterben. Überproduktion an Nachkommen ist ein wesentliches, aber teures Erfolgsrezept in der Evolution. Da die Nachkommen untereinander erblich verschieden sind, werden dabei viele zufällig verschiedene Möglichkeiten ausprobiert, um in der Umwelt zurechtzukommen.

Da es Feinde und Konkurrenten und nicht genügend Lebensraum und Ressourcen für alle Nachkommen gibt, können nicht alle überleben. Viele von ihnen sterben (bevorzugt solche, die für die gerade herrschende Situation weniger geeignet sind) ohne sich fortzupflanzen (Selektion). Daher wachsen in der Natur Populationen nicht beliebig; die Populations-Dichte ist beschränkt. Die Wege, auf denen die Bevölkerungszunahme reguliert wird, sind bei verschiedenen Tier- und Pflanzenarten recht verschieden. Zwei Extreme: Ungebremstes Bevölkerungswachstum führt in eine Katastrophe. Viele Arten leben nach einer Katastrophenstrategie: Blattläuse, Wanderheuschrecken, Lemminge und Pionierpflanzen (z.B. Ackerunkräuter) vermehren sich explosionsartig, wenn die Bedingungen günstig sind; später sterben die meisten von ihnen in Massensterben. Nahrungs- und Platzmangel, Infektionskrankheiten, Stress und Zunahme der Feinde sind häufige Ursachen. Anschliessend kann das Wachstum wieder von wenigen Individuen von neuem ausgehen. Bei manchen Arten mit langlebigen Individuen sterben die allermeisten Nachkommen in den frühesten Stadien. Eichen und Buchen produzieren eine riesige Zahl an Nachkommen, von denen die meisten als Sämlinge aus Lichtmangel zugrunde gehen. Nur ein winziger Bruchteil von ihnen wächst zu stattlichen Bäumen heran.