Der Klimawandel ist nicht schlimm

Kaum jemand erinnert sich noch an den rund 3000 Seiten starken Report der Enquête-Kommission, mit explizit formulierten Hausaufgaben für die Regierungen, die über 15 Jahre lang unerledigt blieben.
Dennis Meadows, Autor des 1972 erschienenen Buches ‹Die Grenzen des Wachstums› und einer der bedeutendsten Zukunftsforscher meint, dass die Menschheit etwa seit 1990 über Gebühr auf Kosten der Natur lebe. Ich schätze die langfristige ökologische Tragfähigkeit der Erde für geringer ein als er. In dem eben zitierten ‹Regenwaldbuch› habe ich dies damit begründet, dass die grossen Naturräume der Erde nachweislich seit der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts schneller Schaden genommen haben, als ihre Selbstheilung dies kompensieren konnte. Sie aber sind unsere ultimative Lebensbasis, und zwischenzeitlich hat keine technologische oder ökologische Entwicklung irgendetwas an dieser Entwicklung verändert. Lediglich die Geschwindigkeit der Naturvernichtung hat zugenommen. Daher sind sich Meadows und ich in folgender Einschätzung einig: Es reicht nicht, das Wachstum der Menschheit zu verlangsamen, sondern wir müssen weniger Menschen werden als wir jetzt sind.

Die Blindsein-Wollenden haben seit dem Bericht des ‹Club of Rome›, 1960, immer wieder nachgerechnet, ob einige der Vorhersagen vielleicht doch fehlerhaft waren. Diese Leute sitzen mit im Boot und treiben mit auf den Wasserfall zu. Man muss die Konsequenz aus der Erkenntnis ziehen, dass es auf ganz korrekte Zahlen in den Prognosen nicht (mehr) ankommt. Schon als wir fünfeinhalb Milliarden Menschen waren, wussten eigentlich alle Experten, dass wir für elf Milliarden Menschen nicht genügend Süsswasser, nicht genug gute Luft und nicht genügend Natur übrig behalten würden, um zu überleben. Wir dürfen nicht weiter warten, bis die regionalen Kriege um Öl und Wasser vorbei sein werden und transkontinentale Dimensionen annehmen.

Hinsichtlich der Familienplanung dürfen wir aber auch nicht ratlos sein. Selbstverständlich handelt es sich um das möglicherweise sensibelste Thema der Politik der nächsten zwei Jahrzehnte. Es ist das privateste, das intimste, zugleich aber eben auch das wichtigste und das dringendste Thema der Politik überhaupt. Alle mächtigen Staaten mischen sich mit tausend weniger drängenden Themen überall in der Welt ein. Vor knapp zwanzig Jahren hiess das Gebot: Schafft Bildung und bekämpft die Armut, denn nur so ist Familienpolitik aussichtsreich. Die Menschheit wächst aber derzeit schneller, als wir Wohlstand und Bildung für alle potenziellen Eltern schaffen.