Der Klimawandel ist nicht schlimm

Die Kosten des Klimawandels könnten sich bei unvermindertem Ausstoss an CO2 nach Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung DIW «bis zum Jahr 2100 auf fast 3000 Milliarden Euro belaufen». Wirbelstürme, Überschwemmungen und andere Naturkatastrophen, Ausfälle landwirtschaftlicher Produktion in Milliardenhöhe stehen uns bevor.
In der Diskussion um die Bekämpfung der Klimafolgen wird der Ton schärfer: US-Forscher kritisieren Einschätzungen des ehemaligen US-Präsidentschaftskandidaten Al Gore als ‹Unfug›. Umweltminister Gabriel will sich mit der Wirtschaft ‹anlegen›, und das DIW fordert eine (Energie-)‹Revolution›. Der Vorsitzende der Grünen, Reinhard Bütikhofer, hat es leicht zu prophezeien, dass viele Teufel in den Details stecken, «atomare und fossile, nationalistische und lobbyistische». In globalem Massstab wird uns noch viel ernsterer Streit bevorstehen als jener beim G8-Gipfel am vergangenen Wochenende* in Potsdam, an dem die Delegation der USA, die sich schon beim Kyoto-Protokoll verweigert hatte, dies nun bei Ausgleichsmassnahmen für Entwicklungsländer konsequent fortsetzt.

Dabei ist der Klimawandel gar nicht das wahre Problem. Viel folgenschwerer und deshalb dringender ist ein anderes Problem, das noch viel konsequenter angegangen werden muss. – Wir sind einfach zu viele Menschen. Wir vermehren uns weiterhin im Prinzip wie Bakterien: Jedes Jahr kommen nach Berechnungen der UN fast 80 Millionen Menschen hinzu, und Familienplanung findet in entscheidend vielen Ländern der Erde praktisch nicht statt. In ziemlich genau fünfzig Jahren werden wir danach die 10-Milliarden-
Grenze überschritten haben.
Das sind 3,5 Milliarden Menschen mehr als heute oder 46mal so viel wie die derzeitige Bevölkerung Deutschlands. Woher soll man Luft, Nahrung und Trinkwasser für 46mal Deutschland zusätzlich nehmen, wenn laut UN-Berechnungen heute schon eine halbe Milliarde Menschen nur ungenügenden Zugang zu Trinkwasser hat? Ich habe überschlägig berechnet, dass man für die hinzukommenden Menschen bei ähnlichem Flächenbedarf für Siedlungen, landwirtschaftliche und industrielle Produktion etc. rund 15 Millionen Quadratkilometer zusätzlich veranschlagen muss; das ist netto die halbe Fläche Afrikas. Bei Einrechnung weiterer Faktoren bedeutet dies, dass man – einschliesslich der Wälder und anderer notwendiger oder wenig bewohnbarer Gebiete wie Wüsten und Halbwüsten usw. – knapp einen afrikanischen Kontinent an Bruttofläche zusätzlich benötigen würde.

Nun gut, 1990 stand dieses Kernproblem bereits in meinem ‹Regenwaldbuch›, an dem Bundestagsabgeordnete, Mitglieder der eben erwähnten Enquête-Kommission, mitgewirkt haben und Willy Brandt als damaliger Chef der Nord-Süd-Kommisson ein Vorwort geschrieben hat.