Leserfragen zum Islam

Aus muslimischer Sicht ist der Koran also Allahs resp. Gottes Wort, das abschnittweise durch den Engel Gabriel dem Propheten Muhammed überbracht wurde. Neigt daher jemand dazu, einen Vergleich in der Weise zu ziehen, den Koran als islamische Bibel zu sehen, dann liegt er damit vollkommen daneben, denn in dieser Beziehung besteht keinerlei Gleichheit. Die Bibel stellt nicht Gottes Wort dar - entgegen allen andersartigen Behauptungen -, sondern sie entspricht einer völlig verfälschten und zugunsten Israels zurechtgeschusterten Chronik, während der Koran als Manifestation des göttlichen Willens und als dem Menschen erfahrbar gilt. Nach dem Tode des Propheten wurde unter dem Khalifen Uthman alles Material zusammengetragen und redigiert. Der heutige Koran umfasst 114 Suren resp. Kapitel, wobei die Eröffnungssure des Korans, die Fatiha, eine Sonderstellung einnimmt. In bezug auf ihre Bedeutung auch im täglichen Gebet ist sie von grosser Wichtigkeit. Nach der Eröffnungssure sind alle Suren in ungefähr absteigender Länge aneinandergeordnet, wobei die zweite Sure die längste und am Ende die kürzesten sind. Diese kurzen Suren haben oft nur wenige ‹aya› resp. Verse. Daraus ergibt sich, dass der Koran in seiner Ordnung nicht chronologisch erstellt ist, weshalb islamische Gelehrte wie auch westliche Orientalisten in bezug auf die Datierung der einzelnen Suren zum Teil unterschiedlicher Ansicht sind. Für den Einstieg in den Koran kann eine grobe Hilfe die sein, dass mit einem Studium der kurzen Suren am Ende begonnen wird, weil diese nämlich viel älter sind als die langen Suren am Anfang des Korans. Dabei ist für jeden Menschen zu beachten, dass der Koran in seiner arabischen Fassung als heilig gilt, weshalb er und seine darin enthaltenen Worte von jedermann, also auch von Nichtmuslimen beiderlei Geschlechts, stets mit angemessener Ehrerbietung behandelt und geachtet werden sollen. Kommen daher Nichtmuslime in die Lage, mit dem Koran in Berührung zu kommen, dann sollten sie das niemals unaufgefordert tun. Was sich also die US-Gefäng-nisschergen im Namen des Unrechtstaates USA in Guantánamo-Bay mit der Schändung des Korans der gefangenen Muslime geleistet haben, ist ein Verbrechen, das nicht wieder gutgemacht werden kann. Die Herabsendung der einzelnen Offenbarungen hatte meistens einen sehr konkreten Hintergrund, weshalb es zum Verständnis des Korantextes notwendig ist, keine Verse dieser Offenbarungsanlässe aus dem Zusammenhang zu reissen oder sie nicht zu berücksichtigen. Verbindlich ist dabei immer der arabische Text, folglich Übersetzungen in andere Sprachen immer nur als Annäherung an den arabischen Originaltext angesehen werden können. Allein der arabische Text ergeht sich in der Fülle von Allahs Wort, wie das in einer Übersetzung nicht möglich ist. Das also ganz im Gegensatz zur christlichen Bibel, die in allen Übersetzungen niemals an den Koran heranreicht, der von Reimen durchzogen ist, die natürlich durch die Übersetzungen verlorengehen, wie auch die besondere Ästhetik, die von den Muslimen beiderlei Geschlechts an ihrem Heiligen Buch sehr hoch geschätzt wird. Eine wahre hohe Kunst ist die Rezitation des Korans, dessen gesamter Text von dafür Begabten vollständig auswendig gelernt wird, wobei der Anfang dafür bereits in der Kinderzeit geschieht.