Die rot glühenden Augen des Verderbens …

Seit Tagen zeigt der sogenannte ‹saubere› Krieg im Irak sein wahres Gesicht und seit Tagen ist die Welt entsetzt über die abscheulichen Bilder, die durch die Weltpresse geistern. Und als ob es nicht genug gewesen wäre mit den ersten ruchbar gewordenen Atrozitäten, finden Ekel über Ekel und Grausamkeiten über Grausamkeiten in Bildern den Weg an eine Weltöffentlichkeit, die sich ob der gezeigten Untaten entsetzt, aufregt und sich in gespielter Betroffenheit abwendet - angewidert durch Tatsachen, die die billige Illusion des ‹sauberen und schlanken Krieges› platzen lassen wie eine Seifenblase. Und obwohl jetzt gerade das Geschrei um die Folterbilder aus irakischen Gefängnissen in Bagdad und Basra gross ist und das Entsetzen und die Empörung in der Weltbevölkerung unverhohlen, wird es nur kurze Zeit dauern - nämlich bis zur nächsten Sensation -, bis die Greuel im Irak verdrängt und mit dem Schleier des Vergessens zugedeckt werden. Genauso, wie es geschehen ist mit den Untaten der Sowjets in Bautzen nach dem Zweiten Weltkrieg, mit den Verbrechen der Gotteskrieger des Ajatollah Khomeini nach dem Sturz des Shah-in-Shah im Iran oder mit dem Massaker von My Lai in Vietnam, werden auch die Verbrechen der US-Amerikaner und Engländer in Bagdad und Basra schon morgen Geschichte sein, die unpersönlich und ohne Gefühlserschütterung zur Kenntnis genommen wird als extremer Auswuchs eines ‹Befreiungskrieges›. Verlogen und verblendet werden sich die Menschen abwenden, geflissentlich die schrecklichen und aufwühlenden Bilder vergessen oder vielleicht noch die armen Opfer in gespieltem Mitleid eine Weile bedauern, ehe sie sich wieder ihren Interessen zuwenden und keinen weiteren Gedanken an die Vorkommnisse im Irak verschwenden, der ja so weit entfernt ist, dass er im eignen Alltag keine Rolle spielt. Wie seit all den Tausenden von Jahren, die bisher über die Erde gezogen sind, werden auch dieses Mal die Opfer des Krieges, die Gequälten und Geschundenen, vergessen und übergangen. Die Tatsache, dass Folterung ein fester und absolut unverzichtbarer Teil des Krieges ist, wird ebenso wie bisher verschwiegen oder negiert und scheinheilig als ungewöhnlicher Auswuchs und als unnormale Kriegsausartung abgetan werden. Und doch ist dieses Mal etwas anders als bisher: Wurden nämlich bisher Folterungen und Massakrierungen immer nur totalitären und somit also sogenannten ‹schlechten› und ‹bösen› Regimen vorgeworfen, die sich ja ohnehin nicht an die Genfer Konventionen hielten, so trifft der Vorwurf und die Tatsache dieses Mal ‹die Achse des Guten›, nämlich die US-Amerikaner und ihre Verbündeten, samt und sonders Staaten, die sich auf die Demokratie berufen und sich der Einhaltung der Menschenrechte und der Genfer Konvention rühmen.