Sodom und Gomorrha in der Neuzeit

Betrachtet man den eigentlichen Unwert der Prostitution gemäss seiner etymologischen Herkunft, dann stellt man fest: Die Lebensverhältnisse auf dieser Erde sind tatsächlich zu einer einzigen Prostitution geworden. So sagen die Quellen zum Begriff folgendes:

prostituieren: ‹blossstellen, entehren›, heute meist reflexiv gebraucht. Im Sinne von ‹sich gewerbsmässig zur Unzucht anbieten›. Das seit dem 15./16. Jh. bezeugte Verb, das im reflexiven Sinne jedoch erst seit dem Anfang des 18. Jhd. nach gleichbed. frz. se prostituer allgemein üblich wurde, geht zurück auf lat. prostituere ‹vorn (d.h. vor aller Augen, öffentlich) hinstellen; seinen Körper öffentlich zur Unzucht anbieten›. Dies ist eine Bildung zu lat. Statuere ‹aufstellen›.

Eine weitere Beschreibung spricht im Sinne von ‹entehren› auch von ‹Erniedrigung›. Wird dieser Umstand genauer betrachtet, entspricht es einer Tatsache, dass sich auch alle jene Gläubigen für die von ihnen Angebeteten prostituieren, die sich demütig im Glauben an einen Gott oder eine Göttin erniedrigen oder unterwerfen lassen. Das Verehren eines Götzen und Gottes hat immer mit Zur-Verfügung-Stehen und mit Unterwerfung zu tun. Die blindgläubige Annahme eines unbeweisbaren Kultglaubens an imaginäre Wesenheiten ist im Grunde genommen mit persönlicher und selbstauferlegter Entehrung gleichzustellen. Durch diese Betrachtungsweise werden unzählige Nonnen und Ordensschwestern, die sich als Bräute Gottes oder als Bräute Jesus Christus erachten, zu dessen Prostituierten. Dies trifft auch dann zu, wenn sie sich entgegen dem professionellen Hurenwesen für ihre Dienste nicht in materieller oder finanzieller Form bezahlen lassen. Sie rechnen jedoch als Entlöhnung mit einer Errettung und einem Platz im Himmel, und dies ist eine klare Erwartungshaltung für einen lebenslangen Liebesdienst. Ganz besonders trifft dies für jene Frauen zu, die um die Jahrhundertwende vom 19. ins 20. Jahrhundert als sogenannte Missionars-Bräute in alle Welt hinausgeschickt wurden. Ohne ihren zukünftigen Ehemann vorher jemals gesehen zu haben, wurden sie von der Kirche losgeschickt, um einen vollkommen fremden Missionar zu heiraten. Dabei wurde ihnen eingeredet, dass sich die Liebe mit Hilfe des Glaubens einfinden werde. Dass diese Erwartung bei vielen Frauen in bodenloser Enttäuschung endete, liegt auf der Hand. Diese kirchlich abgesegnete Verkuppelung hatte mit der Entehrung der Frauen für fremde Zwecke zu tun - und das ist eine Form der Prostitution. Streng genommen handelte es sich dabei um eine von der Kirche verordnete Prostitution zum Zwecke der Missionierung und Missionsarbeit. Dadurch sollte gewährleistet werden, dass den Missionaren die Zeugung von Nachwuchs für ihre Arbeit ermöglicht wurde und dass sie durch eine familiäre Bindung in den jeweiligen Ländern sesshaft blieben. Offiziell wird die Polygamie vom Christentum abgelehnt. Dennoch wird Jesus Christus als Bräutigam Tausender Nonnen und Ordensschwestern verehrt. Um diesen Sachverhalt zu verschleiern wird behauptet, dass es sich um eine altruistische oder rein platonische Beziehung handle, die auf dem Glauben und der christlichen Nächstenliebe beruhe.