An den Vatikan, den Papst, ...

In ihrem Wissensstreben war die jugendliche Johanna Jutta Gilberta Anglicus in Begleitung eines Jugendfreundes aus ihrer Heimat ausgezogen, um sich, in Männerkleidung gehüllt, eine gute Ausbildung und ein Studium der Theologie zu verschaffen. Den Abschluss ihres Werdeganges bildete im Jahre 855 ihre ‹versehentliche› Wahl in das Amt des katholischen Pontifex. Diese aussergewöhnliche Leistung sollte sie jedoch letztendlich über zwei Jahre später mit dem Leben bezahlen.
Also waren zahlreiche junge Menschen auf der Suche nach dem Sinn des Lebens, nach Wissen und Wahrheit, nach Einsicht und Erkenntnis, die sie in der Kultreligion und bei der Kirche zu finden glaubten. Ihre Motivation war von einer kultreligiös-gläubigen, wissenschaftlichen, künstlerischen oder von einer anderweitigen persönlichen Ursache geprägt. Viele von ihnen schafften den Sprung in die höchsten klerikalen Führungsebenen. Andere wiederum blieben in ihrer Unwissenheit in bezug auf die schöpferisch-natürlichen Gesetze und Gebote sowie in Unkenntnis der wahrlichen Geisteslehre oder aus dem Wunsch zur Bescheidenheit einfache Priester oder Mönche. Viele von ihnen suchten in ehrlicher Weise die Nähe des Volkes, und ebenso viele versanken im katholischen Fanatismus und im papstergebenen Gotteswahn. Die Verbreitung der wahrlichen Philosophie des Lebens und der Beginn der ‹Stille Revolution der Wahrheit› durch die FIGU lagen noch sehr weit in entfernter Zukunft. So trieb der kultreligiöse Glaubenswahn unaufhörlich seine zweifelhaften Blüten, und die Kirchenbonzen, Bischöfe und katholischen Ordinarien zeigten im Laufe der Jahrhunderte grosse negative Kreativität, wenn sie dadurch ihre Macht und ihren Einfluss vergrössern konnten. Ihr Erfindungsreichtum machte auch vor den eigenen Reihen nicht Halt, und so versuchten auch die Päpste, sich gegenseitig mit frömmlerischen Beschlüssen und doppelzüngigen Glaubensbeweisen zu überbieten.

Mitte des 11. Jahrhunderts wurde – wie bereits erwähnt – den katholischen Pfarrherren, Priestern, Mönchen und Predigern vom eigenen Pontifex und in dessen unbeschreiblicher Arroganz und Überheblichkeit plötzlich eine sehr umstrittene, schöpfungswidrige und unnatürliche Lebensweise vorgeschrieben und aufgezwungen. So nämlich die Verpflichtung zur Ehelosigkeit, und in erweiterter Form zur absoluten sexuellen Enthaltsamkeit (Keuschheit). Formal wird von der römisch-katholischen Theologie behauptet, dass es sich dabei nicht um eine von der Kirche auferlegte Verpflichtung handle, sondern vielmehr um einen freiwilligen und selbstverpflichtenden Entschluss der Priesterschaft.
Mit absoluter Sicherheit waren unter den ‹Geistlichen› diesem zweifelhaften Beschluss zahlreiche intensive Diskussionen und Dispute vorausgegangen. Das Weib galt in klerikalen und theologischen Kreisen vordergründig als unreif und lasterhaft sowie zu jeglicher Intelligenz unfähig. Es wurde als eine unausgereifte, unvollendete und unvollkommene männliche Gestalt betrachtet, die angeblich ohne die weitsichtige Führung des Mannes nicht existieren konnte. Verschiedenste Kirchenbonzen hatten jedoch sicherlich in Tat und Wahrheit das intellektuelle Potential, das Wissen und Können sowie die überragenden kognitiven Fähigkeiten der Frauen erkannt und deshalb daraus eine Gefahr für ihre eigenen Machtpositionen abgeleitet.
Eine andere Bedrohung wurde klar und deutlich auch in bezug auf die finanziellen Aspekte befürchtet. Bei verheirateten Priestern und Pfarrherren war es üblich, bei ihrem Ableben das materielle Erbe ihren Frauen und Kindern zu hinterlassen. Dadurch entglitt der römisch-katholischen Kirche aus deren Vermögen eine Unsumme an materiellen Gütern, denn das mitunter umfangreiche Erbe des verstorbenen Kirchenmannes floss nicht mehr oder nur teilweise zurück in die Kassen der Kirche. Diese Umstände haben unzweifelhaft bei den Überlegungen zur Stärkung der Machtposition der römisch-katholischen Kirche eine tragende und massgebende Rolle gespielt. Mit der Einführung des Zölibats konnte daher gleich mehreren Bedrohungen entgegengetreten werden. Vordergründig als Notwendigkeit im Dienste des ‹Glaubens› und der ‹demütigen Ergebenheit in Gottes Gnaden› deklariert, wurde dieser Einfall gewiss im geheimen als genialer Schachzug gefeiert.