Carpe Diem, Herr Joseph Alois Ratzinger
Es zeugt jedoch tatsächlich von einem ethisch, moralisch und sittlich sehr niedrigen Entwicklungsstand und menschlichem Zerfall, die Mitmenschen im Namen einer christlichen Nächstenliebe und lediglich aufgrund einer anderen ideologischen Gesinnung, Meinung und Ansicht zu missachten, zu erniedrigen und sie an Leib, Bewusstsein, Psyche und Leben zu schädigen oder letztendlich gar zu ermorden. Dieses grössenwahnsinnige und menschenverachtende Vorgehen war jedoch während Jahrhunderten das Markenzeichen der christlichen Kultreligion und besonders Ihrer römisch-katholischen Kirche. Können Sie reinen Gewissens dieses Erbe weitertragen, Herr Ratzinger? Für meine Offenheit, Anklage und Missbilligung der römisch-katholischen Kirche sowie in der Angst um Ihre sogenannte ‹geistliche› Herrschaft und sakrale Autorität, hätten Sie, Papst Ratzinger, mich wohl Kraft Ihres Amtes vor annähernd 350 Jahren ohne mit der Wimper zu zucken ebenfalls in die lodernden Flammen der Scheiterhaufen geworfen. Danken wir also dem Fortschritt, der Wahrheit und der schöpferischen Evolution, dass Sie diese Feuer der kultreligiösen Stagnation und horrenden Ungerechtigkeit in Ihrer päpstlichen Funktion nicht mehr zu nähren vermögen. Ihre aktuelle Anti-Missionierungsstrategie zur vermeintlichen Entscheidungsfreiheit für den römisch-katholischen Glauben steht im völligen Gegensatz zur Doktrin Ihrer zahlreichen Vorgänger. Dadurch wird Ihre Aussage für Millionen ermordeter Menschen zu einer unbeschreiblichen Entwürdigung und Ehr- sowie Würdeverletzung. Die Erduldung barbarischer Folter, Bestrafung und unbeschreiblicher Leiden zahlreicher Opfer durch Ihre Kirche wird zur Farce, weil durch diese Aussage Millionen von Menschen ganz offensichtlich nur aufgrund klerikaler Launen, persönlicher Irrmeinungen, kultreligiöser Interpretationen, Irrtümer, Falschlehren und reiner päpstlicher Willkür ermordet wurden. Entgegen der von Ihnen neuerdings proklamierten, angeblich freien Entscheidung für den katholischen Glauben, hatten jedoch in Tat und Wahrheit während Jahrhunderten mehrere Millionen gefolterte, vergewaltigte und erniedrigte Menschen keine freie Wahl. Es war den Menschen in keiner Art und Weise möglich, den christlichen Glauben abzulehnen oder den Papst zu kritisieren. Die religionsungläubigen Menschen wurden geächtet, der blutrünstigen Erbarmungslosigkeit, Brutalität, Machtgier und den Ausartungen der päpstlichen Gewaltherrschaft und Inquisition ausgesetzt und unter Höllenqualen den Scharfrichtern ausgeliefert. Angesichts dieses erbarmungslosen kultreligiösen Erbes hege ich berechtigte Zweifel, ob Sie künftighin tatsächlich auf eine gewaltsame Missionierung verzichten werden und den Menschen die von Ihnen versprochene wahrliche Freiheit zugestehen. Und so frage ich Sie von Mensch zu Mensch, Josef Ratzinger alias Papst Benedikt XVI.: «Sind Sie tatsächlich bereit, fähig und gewillt, die Glaubensfreiheit der Menschen zu ertragen, wahrlich zu akzeptieren und sie ihnen zu gewähren, wenn sich diese scharenweise vom Joch der Unterdrückung durch Ihre Kirche, die römisch-katholischen Glaubenssätze und vom christlichen Missionierungseifer befreien?» Ich gehe vielmehr davon aus, dass es sich bei Ihrer neuen Rechtfertigung um einen raffinierten strategischen Schachzug sowie um einen weiteren kläglichen Versuch handelt, den drohenden Untergang Ihrer römisch-katholischen Kirche zu verhindern. Eigentlich wäre es klug und weise, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Doch erst jetzt, zu Beginn des Dritten Jahrtausends, ist endlich die Zeit dafür reif geworden, auch im Namen von Millionen durch die sogenannte ‹heilige Inquisition› ermordeter Frauen, Männer und Kinder zu sprechen, die niemals zuvor eine Chance für ihre Verteidigung bekommen hatten. Als Mensch können und dürfen auch Sie, Papst Ratzinger, nicht persönlich für die blutigen und menschenverachtenden Verfehlungen Ihrer päpstlichen Vorgänger verantwortlich gemacht werden, doch als Papst und in dieser Form als öffentliche Person repräsentieren Sie in der neuzeitlichen Gegenwart das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche mit rund 1,3 Milliarden Kultreligiösgläubigen. In Ihrem päpstlichen Amt übernehmen Sie auch eine grosse historische Verantwortung. Durch Ihre Solidarität mit der römischkatholischen Kirche als deren Oberhaupt repräsentieren Sie auch deren blutige Vergangenheit. Kraft Ihres Amtes, als Papst, sind Sie daher auch verpflichtet, das geschichtliche und unrechtmässige Erbe Ihrer Kirche gegenüber den Menschen ins Auge zu fassen und dementsprechende Massnahmen der Wiedergutmachung in die Wege zu leiten.