Das falsche, krankhafte christliche Demuts- und Opfer-Verständnis

Im kultreligiösen Sinne werden die Demut und die bedingungslose Selbstopferung mit charakterlicher Grösse und der bestmöglichen Gottgefälligkeit gleichgesetzt. Die eigentlichen Grundmotive der bewussten Angsterzeugung, der kultivierten und legalisierten Zwänge sowie der subtilen Nötigungen und der psychologischen Gewaltausübung werden dabei von den Religionsverantwortlichen wohlweislich unterschlagen. In der Demut und in der Opferungsbereitschaft werden angeblich die grundlegenden christlichen Glaubenswerte vereint. Das ist eine Tatsache, die bereits in den christlichen Hauptwerken, dem AT und dem NT, sowie in zahlreichen theologischen Verhaltensdogmen und Auslegungen ihren Niederschlag findet. Mit der Forderung nach Demut und Hörigkeit sichern sich also zweifellos die christlichen Kirchen und Sekten die Loyalität der gotteswahnkranken Menschen. Jegliches kontroverse Verhalten, jeder kritische Gedanke, Zweifel oder Hader am Glauben widersprechen grundsätzlich einer demütigen Hörigkeit gegenüber der ‹göttlichen› Allmacht. Der wahre und gute Christenmensch übt sich daher im Sinne seiner einstigen Errettung ins Paradies in einer kompromisslosen Ergebenheit. Er schickt sich schweigend in die völlige Unterwürfigkeit, zweifelt nicht an seiner gehorsamen Fügsamkeit und stellt sich jederzeit bereitwillig seinem ‹Gott› zur Verfügung. Er widersteht den kritischen Übergriffen der ‹Gottlosen› und ‹Ungläubigen› und besiegt seine inneren Schwierigkeiten im Dienste einer bedingungslosen missionarischen Hingabe. Den Vorwurf einer Katzbuckelei oder der selbsterniedrigenden Kriecherei vor einer imaginären Gottheit weiss der untertänige Christenmensch mit den Kräften seiner demütigen Opferbereitschaft abzuwehren. Geblendet von seiner bedingungslosen Gehorsamkeit schmeichelt er der christlichen Gottheit mit Liebedienerei und zweifelsfreier Devotion (Demut, Unterwürfigkeit). Vorbildlich unterwirft er sich der Gemeinschaft von seinesgleichen und sieht sich aufgehoben in der von ihm erwarteten Folgsamkeit und Artigkeit, denn Widerspruch und Zweifel sind ihm Sünde und eine ständige Bedrohung zur ewigen Verdammnis. Mit akribischer Umsicht wird von den Kirchenoberen darauf geachtet, dass die Wahngläubigen weder das Kleingedruckte zu ihrer Unterdrückung lesen noch kritische Fragen zu diesem Pakt ersinnen. Bis zur heutigen Gegenwart hat dieses Erfolgskonzept einwandfrei funktioniert. Dass es sich in Tat und Wahrheit bei der christlichen Demut um eine menschenunwürdige und psycheschädigende Forderung zur Selbstentwertung handelt, wird von den wahngläubigen Christenmenschen selbst nicht erkannt und daher vehement bestritten. Diese tragische Tatsache kann durchaus als sehr erfolgreiche und effiziente Verwirrungsarbeit der Glaubensstrategen betrachtet werden.