Reflektieren und Toleranz

Kein Mensch ist wirklich fehlerlos und tadellos, vor allem nicht in der vollumfänglichen Behebung von persönlichen Schwächen, Neigungen und verborgenen Liederlichkeiten. Bereits der Anspruch auf einen charakterlichen Perfektionismus ist in gewisser Weise eine Form realitätsfremder Verblendung. Zweifellos besteht auch für einen Erdenmenschen die Möglichkeit, bei der Ausbildung eines tugendhaften Charakters und in eigener Bemühung ein höchstmögliches Mass zu erreichen, doch der Mensch dieser Erde ist in seiner irdischen Natur und Entwicklung noch immer von einer untrüglich grobschlächtigen Natur. Diese Wesensart zeigt sich in seinen psychischen und bewusstseinsmässigen Eigenschaften, in seinem Denken und in der Artung seines Gedanken- und Gefühlslebens. Entgegen ihren eigentlichen Bemühungen scheitern bereits viele Menschen daran, wenn sie eine grundlegende Motivation zur Behebung ihrer Liederlichkeiten und Schwächen aufzubringen versuchen.
Alljährlich werden in der Silvesternacht millionenfach beste und gute Vorsätze gefasst, um diese bereits am nächsten Morgen wieder in den Wind zu blasen. Bevor sich der Erdenmensch jedoch in seinem tendenziellen Grössenwahn daran macht, den Weltenraum zu erobern, würde er gut daran tun, erstlich eine seiner grössten ideologischen Liederlichkeiten zu beheben, so nämlich die systematisch organisierte Unterdrückung seiner Selbst- und Eigenverantwortung in Form einer wahnkranken Blindgläubigkeit an imaginäre Gottheiten, Heilige und Religionsvertreter, durch die er sich bereits im Grundgefüge seiner Selbstbestimmung jegliches Vorankommen selbst verbietet.