Freiheit und Zwang

Gedanken über die inneren und äusseren Grenzen

Die Freiheit (lateinisch ‹libertas›) hat für den Menschen eine ganz besondere Bedeutung und wird sehr individuell betrachtet. In der allgemein gültigen Terminologie benennt der Wortwert ‹Freiheit› den Zustand der Autonomie und Unabhängigkeit eines handelnden Subjekts. Sie definiert die Gegebenheit, selbst und ohne einen Zwang zwischen verschiedenen Möglichkeiten auswählen und entscheiden zu können. In dieser Definition ist vor allem der Hinweis auf den Zwang von Interesse. Zwänge jeglicher Art sind die arglistigen Antagonisten und ruhelosen Gegenspieler der inneren und äusseren menschlichen Freiheit. Durch verschiedene innere und äussere Einflüsse sind sie eine wesentliche Beeinträchtigung der Entscheidungs- und Handlungsfreiheit.
Der Zwang ist in seiner krankhaften Form eine bewusstseinsmässige und psychische Beeinträchtigung. In Fachkreisen wird darunter eine leicht- bis schwergradige psychische Störung verstanden, die durch einen inneren Konflikt verursacht wird. Diese steht häufig in Verbindung mit Phobien, so also mit verschiedenen Ängsten und Panikzuständen. Eine gängige Definition lautet: ‹Die Zwangsstörung, Zwangsneurose (Zwangserkrankung) ist eine häufige psychische Störung. Die Betroffenen spüren immer wieder den Zwang, bestimmte Handlungen auszuführen oder leiden an aufdringlichen Gedanken. Unterschieden werden dabei Zwangshandlungen, Zwangsgedanken oder Zwangsimpulse. Sie werden von den Patienten selbst als belastend und unsinnig empfunden, können aber nicht unterdrückt werden, auch wenn Widerstand gegen sie geleistet wird.›
Innere und äussere Zwänge manifestieren sich mehr oder minder in allen möglichen und unmöglichen Lebens-Situationen, einerseits als krankhafte Ideen, kultreligiöse Wahnvorstellungen, philosophische oder ideologische Haltungen, Gesinnungen und Lebenseinstellungen usw. Andererseits werden durch eine verzerrte Wahrnehmung auch logische Ordnungsregeln, Vorschriften, Gesetze, Erlasse und Kodizes usf. in ihrer Notwendigkeit als Zwänge erfahren. Die kultreligiöse Wahngläubigkeit ist als Zwangsneurose eine bewusstseins-, gedanklich-gefühls-psychemässige Störung und von äusserst zerstörerischer Kraft. Es ist der krankhafte Zwang zur Hörigkeit und blinden Gläubigkeit an die Allmacht und Bestimmungsgewalt eines vermeintlichen Schöpfergottes. In Tat und Wahrheit handelt es sich bei einem kultreligiösen ‹Glauben› um eine weltweit verbreitete und von den Betroffenen kaum als solche wahrgenommene Bewusstseins- und Psychestörung. Für die Gesamt-Entwicklung des Menschen ist diese Diagnose alles andere als harmlos. Mit ausgeklügelten Mitteln und Methoden vermag der gefährliche Parasit ‹Glaubenskrankheit› das Bewusstsein, die Gefühlswelt und die Psyche des Menschen zu überwältigen und zu beherrschen.