Die Weltbevölkerungskrise

13. Indien ist nicht überbevölkert, denn das Land exportiert Nahrungsmittel.
Es gibt noch immer Menschen, die die Entwicklung in Indien eine Erfolgsgeschichte nennen. Die grüne Revolution habe es ermöglicht, die schnell wachsende Bevölkerung zu ernähren. Jeder aber, der nach Indien gereist ist, sah dort die Mengen armer Leute. Überall sah man Bettler und die verschmutzten Elendsviertel zeugen nicht von einer Erfolgsgeschichte.
Als die ehemalige Kolonie Britisch-Indien 1947 unabhängig wurde, wohnten dort etwa 300 Millionen Menschen. Im selben Gebiet, das heutzutage die Staaten Indien, Pakistan und Bangladesch umfasst, wohnen jetzt mehr als eine Milliarde Menschen. Indien war 1947 ein armes Land, aber die Anzahl Menschen, die in Armut lebten, war damals viel kleiner als heute. Hätte Indien seine Bevölkerungszunahme kontrolliert, dann wären die Umstände jetzt viel besser. Der Staat hätte dann auch Massnahmen treffen können um die Wohnungsnot, Bildung und Arbeitsmöglichkeiten zu beherrschen. Jetzt kann man kaum die vielen Mäuler der Einwohner stopfen. Ausserdem ist man noch immer auf Hilfe aus westlichen Ländern und Japan angewiesen.

14. Die Prophezeiung von Malthus ist noch immer nicht eingetroffen. Es gibt ausreichend Nahrungsmittel in der Welt um jeden zu ernähren.
Die Tatsachen sind anders. Seit 1985 bleibt die Zunahme der Nahrungsmittelproduktion im Vergleich zum Bevölkerungszuwachs zurück. Obwohl es eine grosse Reihe von Hungersnotfällen, Lebensmittelknappheit und Konflikte um Ressourcen gegeben hat, war bis heute keine Rede von weltweiter Lebensmittelknappheit. Die Optimisten weisen darauf hin, dass in älteren Prophezeiungen niemals mit der gewaltigen Ausdehnung der Getreideproduktion und Fischfang in den letzten Dezennien gerechnet wurden. Diesem Trend darf man aber nicht ohne weiteres folgen.
Ein Beispiel dafür ist die Entwicklung der Fischerei. Schon seit den siebziger Jahren wurde vor Überfischung gewarnt. Verbesserte Fangmethoden ermöglichten die Kompensierung der Folgen der Überfischung. Zwischen 1950 und 1989 nahm die Fischerei jedes Jahr um 4% zu. Seitdem spricht man von einem Zurückgang der Fangmengen.
Es gibt Indizien, dass sich dieselbe Lage auch in der Getreideproduktion anbahnt. Zwischen 1950 und 1984 wuchs die Getreideproduktion um 3% pro Jahr. Im folgenden Zeitraum war es nur 1% (beträchtlich weniger als die Zunahme der Weltbevölkerung). Eine Verbesserung ist nicht zu erwarten. Intensiver Getreideanbau benötigt viel Wasser. In den wichtigsten Gebieten für Getreideanbau ist das Wasserbedürfnis allmählich an seine Grenze gekommen von dem was in hydrologischer Hinsicht noch zu gewinnen ist. Die Zugabe von mehr Kunstdünger hat wenig oder keinen Effekt auf den Getreideertrag. Ausserdem führt eine ständige Zugabe von Kunstdünger auf die Dauer zum Untergang der Bodenstruktur. Die produktionsreichsten Gebiete sind schon längst kultiviert worden. Es sind schon enorme Gebiete wegen Erosion, Versalzung oder anderer Umstände zurückgegangen.