Die Weltbevölkerungskrise

5. Von den Entwicklungsländern kann nicht erwartet werden, dass diese Massnahmen gegen Bevölkerungszunahme treffen, solange die reichen Länder nichts unternehmen gegen Überkonsumierung und Umweltverschmutzung.
Damals konnten die westeuropäischen Länder, trotz einer dichten Bevölkerung, zu einem bestimmten Wohlstand kommen. Hieraus darf man aber nicht folgern, dass eine derartige Entwicklung ebenfalls in der ganzen Dritten Welt zutrifft. Man sollte berücksichtigen, dass die Bevölkerungszunahme in den Industrieländern damals unter ganz anderen Umständen stattfand als jetzt in den Entwicklungsländern. Am Anfang der industriellen Revolution war der Bevölkerungsdruck in Europa geringer als momentan in den Entwicklungsländern. Nachdem die Bevölkerung in Europa zunahm, war das mit dem Bau von Industrien, Anlage einer Infrastruktur und Unterrichtsverbesserung verbunden. Die Verfügbarkeit von billigen Ressourcen spielte eine wichtige Rolle. Soweit die europäischen Länder diese selbst nicht zur Verfügung hatten, konnten sie diese durch Handel oder Ausbeutung ausserhalb des eigenen Landes erwerben.
Eine Abnahme der Familiengrösse ging bald aus der Abnahme der Kindersterblichkeit als Folge des Fortschritts der medizinischen Wissenschaft hervor. In Zeiten des ökonomischen Rückgangs konnte ein Teil des Wachstums der arbeitenden Bevölkerung mittels Auswanderung nach Nord- und Südamerika, Australien und Neuseeland abgebaut werden. Damals waren diese Gebiete noch sehr dünn bevölkerte Weltteile die auch aus anderen Gründen Nutzen hatten von Immigration. Ganz anders ist die Entwicklung in den Entwicklungsländern gewesen. Als dort die modernen medizinischen Einrichtungen eingeführt wurden, ging das nicht zusammen mit technischen, sozialen und ökonomischen Änderungen. In diesen grossen Agrarländern fehlte eine gute Infrastruktur, eine Industrie und eine gut ausgebildete arbeitende Bevölkerung. Dadurch hat sich eine ungekannt starke Bevölkerungszunahme ergeben, die nicht von einer mitwachsenden Infrastruktur ausgeglichen wurde.
Momentan sind die Entwicklungsländer viel dichter bevölkert als Europa vor der industriellen Revolution. Die Zuwachsgeschwindigkeit der Bevölkerung ist dort viel grösser. Die Bevölkerungsanzahl in Europa stieg von 187 Millionen um 1800 auf 400 Millionen um 1900. Die Bevölkerungsanzahl in Afrika verdoppelt sich alle 24 Jahre. Dies ist das Achtzehnfache in einem Jahrhundert!
Die Auswanderung von Einwohnern der Entwicklungsländer in die reichen Industrieländer ist keine gute Lösung zur Erleichterung der dortigen Probleme. Die Lage in den ehemaligen Industrieländern hat sich in den letzten fünfzig Jahren stark geändert. Die Wirtschaft ist empfindlich geworden, die Ressourcen haben abgenommen und die Arbeitslosigkeit hat zugenommen. Neue Einwanderer haben in der Regel eine Ausbildung die nicht übereinstimmt mit den Bedürfnissen im Immigrationsland. Die Bereitwilligkeit um Einwanderer aufzunehmen wird hierdurch kleiner werden.