Konsumgut ‹Liebe›...

Neu gewonnene Menschen in bezug auf Bekanntschaften, Freundschaften oder Partnerschaften sollten in ihren Äusserlichkeiten ‹tageslichttauglich› sein, um bei gemeinsamer Präsentation im bereits vorhandenen sozialen Umfeld bestehen zu können. Die vielbesungenen und hoch gelobten ‹inneren› Werte des fremden Menschen werden sehr schnell an der eigenen und vermeintlich makellosen Erhabenheit gemessen.

In der Sprachkultur der gegenwärtigen Neuzeit trägt der erdenmenschliche Begriff ‹Liebe› den üblen Beigeschmack vergänglicher Konsumbeziehungen, der verantwortungsmeidenden Schnellebigkeit sowie einer naiven Lächerlichkeit und unbedachter zwischenmenschlicher Faselei. Vieles ist ‹so nice and so lovely›, wie das lediglich oberflächlich und vielfach in blinder Verliebtheit verwendete «Ich liebe Dich». Gleichsam gilt dies für das «Oh, I love it» für ein Stück feinen Kuchen sowie «ich liebe es» z.B. auch für schönes Wetter angewendet wird. Damit existiert im Sprachgebrauch und im Verständnis zahlreicher Menschen keinerlei Unterschied zwischen der verbalen Liebesbekundung zu einem Menschen und dem Ausdruck für das Mögen einer kulinarischen ‹Liebhaberei›. Man ‹liebt› eben auch das, was man lediglich mag!
Unzählige Menschen gestehen einander im Verliebtheitsrausch ‹ewige Liebe›. Und das, obwohl sie in Tat und Wahrheit mit ihren Versprechungen lediglich die Aussicht auf eine Befriedigung der fleischlichen Gier, Neigungen, Süchte, Leidenschaften und Lüste sowie ihrer Beischlafbedürfnisse, wirtschaftliche Vorteile oder die Anhebung ihres gesellschaftlichen Standes anstreben. In kindlicher Naivität und rosaroten Falschvorstellungen wird die gedanklich-gefühlsmässige ‹Liebe› als Verbindungsform zweier Menschen besungen, in Reime verpackt und hoch gepriesen. Literarische, bildhauerische, musikalische oder sonstige musische Werke aller Art vergangener und gegenwärtiger Kulturen bejubeln, verherrlichen oder missdeuten und verfälschen in künstlerischer Schaffenskraft die zwischenmenschliche, gedanklichgefühlsmässige Verbundenheit ‹Liebe›. Gewisse Regungen der Zuneigung, der Sympathie und die Euphorie des reinen Verliebtseins kommen in jeder Form zum Ausdruck, während die wahre empfindungsmässige Liebe als wahre Liebe zu kurz kommt.