Die ZIRBELDRÜSE

Dies ist für uns von grosser Wichtigkeit, denn wie bereits erwähnt, erfüllt die Zirbeldrüse lebens- und evolutionswichtige Funktionen.

Die Zirbeldrüse liegt im Mittelhirn; sie ist auch das zentrale Regulationsorgan für die Synchronisation des 24-Stunden-Rhythmus. Die Epiphyse ist eine Hormondrüse, in der Form ähnlich dem Zapfen der Zirbelkiefer, und entstammt der Zwischenhirndecke, genauer gesagt dem Pinealorgan. Bei Neunaugen (= ‹Bewohner› von Gewässern der gemässigten Breiten) ist das Pinealorgan noch als Pinealauge (Lichtsinnesorgan) ausgebildet.
Durch Nervenfasern sind die Augen des Menschen direkt mit der Zirbeldrüse verbunden. Wenn Licht auf die Netzhaut des Auges fällt, löst dies einen Nervenreiz aus. Dadurch wird im Gehirn Serotonin, aber so gut wie kein Melatonin gebildet.
Erst in der Dunkelheit verwandelt die Zirbeldrüse Serotonin (= ein Neurotransmitter, Näheres im Abschnitt ‹Exkurs›) in Melatonin. Berechtigte Vermutungen weisen deutlich darauf hin, dass sich die Zirbeldrüse aus den Zellstrukturen der Augen entwickelt hat. In alten Texten wird darauf hingewiesen, dass die Zirbeldrüse unser ‹Inneres Auge› oder ‹Drittes Auge› ist und nicht, wie oft fälschlich behauptet, die Hirnanhangdrüse (Hypophyse). Die Pineozyten sind die Zellen der Zirbeldrüse – diese sind eng verbunden mit dem nervalen Gewebe – und der Bildungsort von Melatonin, einem neurosekretorischen Hormon. Melatonin wird über die Zwischenstufen Tryptophan (eine in den meisten Eiweissstoffen enthaltene Aminosäure) und – wie oben beschrieben – Serotonin gebildet. Melatonin spielt eine entscheidende Rolle in der Zusammenarbeit des chemischen und elektrischen Netzwerkes des Körpers. Die Zirbeldrüse wird durch Licht, elektromagnetische Felder und chemische Stoffe sozusagen ein- und ausgeschaltet. Das Hormon fördert den Schlaf – in der Nacht ist der Melatoninspiegel fünf- bis zehnmal höher als tagsüber – und ist zu grossen Teilen auch für die Schlafqualität mitverantwortlich. Bei Tieren sorgt es nachweislich für den Winterschlaf! Das Hormon regt das Immunsystem an und wirkt antioxydativ gegen freie Radikale, vor allem auch im Gehirn. Melatonin hat ebenso einen günstigen Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System. Es reguliert insgesamt die biologische Uhr des Körpers und die Ausschüttung aller wichtigen Hormone. Melatonin steuert den Alterungs- oder Erhaltungsprozess, indem es auch zur Regeneration der Zellen beiträgt. Es sorgt auf diese Art und Weise für unsere Lebensqualität, aber auch Lebensquantität. Den Höhepunkt erreicht der Melatoninspiegel in der Kindheit, danach fällt er langsam ab. Sind wir 60 Jahre alt, produziert die Zirbeldrüse – wenn wir sie in ihrer Funktion nicht unterstützen! – nur noch ungefähr halb so viel Melatonin wie in unserem 20. Altersjahr. In dem Masse, wie der Melatoninspiegel abnimmt, beginnen sich Zeichen des Alterns – eventuell gravierende Zeichen – zu manifestieren. Aber auch dieser Vorgang ist relativ, je nachdem, wie fit wir unsere Zirbeldrüse machen!
Melatonin scheint etwas von einer geheimnisvollen Substanz an sich zu haben. Bei Testpersonen, denen Melatonin in Tablettenform gegeben wurde, konnte man nicht nur eine Verlangsamung der Gehirnströme, der Atmung und der Herzfunktion messen, ebenso veränderten sich der Blutdruck, die Hauttemperatur und die Muskelspannung. Insgesamt trat eine beruhigende Wirkung ein.