Ehrwürdigkeit, Gleichheit und Gleichwertigkeit
Das ICH bzw. die eigene Persönlichkeit und deren Wertigkeit müssen erst entdeckt werden. Das ist jedoch oftmals ein sehr mühevoller Prozess der sogenannten Selbstfindung. Hierbei stellt sich natürlich die interessante Frage: Wie fühlen sich eigentlich ein kompetentes Selbstbewusstsein, die Gleichheit, Ehrwürdigkeit und Gleichwertigkeit an? Grundsätzlich stellt sich auch die Frage, was die Gleichwertigkeit eigentlich bedeutet und wie sie sich in und an der eigenen Persönlichkeit erfahren und erfühlen lässt.
Das Erfahren, Erfühlen und Erleben der Gleichwertigkeit und Gleichheit beinhaltet einen sehr hohen psychologischen, gefühls- und bewusstseinsmässigen Aspekt. Die verschiedenen Belange und Zusammenhänge der Gleichwertigkeit zeigen sich daher bei zahlreichen Menschen von ihrer dunklen Seite in Form von Minderwertigkeitskomplexen, Demut, Selbstdemütigung, falscher Scham, Unterwürfigkeit, Kriecherei, hündischem Gehorsam, bewusster oder unbewusster Selbsterniedrigung (Devotismus) usw. Der Minderwertigkeitskomplex oder das Minderwertigkeitsgefühl ist eine schlimme und unangenehme psychisch-gefühlsmässige Erfahrung, die ein Gefühl der eigenen Unvollkommenheit ausdrückt. Es äussert sich in einer oftmals selbstbestimmten, gedanklich erzeugten oder durch Ausseneinflüsse suggerierten ‹Ungleichheit› oder ‹Minderwertigkeit›. Dieses schlechte und erdrückende Gefühl des ‹Nicht-Wertig-seins› zu beheben und zu neutralisieren, benötigt sehr viel Kraft, Ausdauer und persönliche Entwicklungsarbeit, in der Regel - und im besten Fall - auch die Unterstützung und die Hilfe eines feinen und starken Menschen.
Es ist nicht das Anliegen dieses Artikels, die unterdrückte Gleichwertigkeit kultreligiöser und gläubiger Menschen durch die Kultreligionen in den Mittelpunkt zu stellen. Dennoch ist zum besseren Verständnis ein kleiner Hinweis auf die sehr verborgene Ursache missachteter Gleichwertigkeit der Geschlechter durch die christliche Kultreligion nicht zu vermeiden.
Die christliche und andere Religionen werten, bewerten und entwerten die Gläubigen und ihre Abhängigen in höchster Form. Die vorgegebenen Ziele, Dogmen und Grundsätze des kultreligiösen Glaubens müssen erreicht werden. Glaubensbekenntnisse werden abverlangt und dienen der zwingenden Gleichmachung und Abhängigmachung. Die schöpferische Gleichwertigkeit und deren Grundsätze von Freiheit, Unabhängigkeit und Selbstverantwortung sind in den Kultreligionen bewusst nicht vorgesehen. Man muss es ‹wert› sein und sich bewähren, die vermeintliche Errettung, Erlösung und Erleuchtung durch göttlichen Beistand zu finden. Die Erlangung von Gottes Gnade sei der einzige Weg der Befreiung, wird den blindgläubigen Menschen suggeriert. Im Namen der Gläubigkeit werden die Ungleichwertigkeit, demütigende Hierarchien und menschliche Entwertung in Form von Knechtschaft, Versklavung, Zwangspflichten und Unterjochung als ‹Sinn des Lebens› gelehrt und von den Religionsverantwortlichen gepredigt. Das Kontingent der Würdigen und Wertigen wird jedoch von den Religionsoberen ganz bewusst auf eine begrenzte Zahl beschränkt. Eine Chancengleichheit, wie sie heuchlerisch bei den Kultreligionen gepredigt wird, ist in Tat und Wahrheit in keiner Art und Weise gegeben. Das führt unweigerlich zu Neid und Missgunst unter den Gläubigen und zu einem rivalisierenden Konkurrenzdenken. Heuchlerisch wird versucht, die eigene Wertigkeit und den eigenen kultreligiösen Marktwert zu steigern. Kultreligiöse Rivalität lässt sich jedoch nicht mit der Ehrwürdigkeit auf einen Nenner bringen, wodurch sie auch dem Prinzip der schöpferischen Gleichwertigkeit widerspricht. Die Schöpfung hingegen macht jedoch selbst bei der zahllosen Vielfalt ihrer Schöpfungen und Kreationen keine wertende Unterschiede und ‹freut› sich über jede einzelne Geistform, die den Weg in ihre Sphären findet und sie selbst dadurch evolutiv bereichert.