Worte und Gedanken an eine Selbstmörderin

Die Schönheiten und Annehmlichkeiten der menschlichen Existenz und des Daseins sind für Dich lediglich eine Belastung. In Deinen Gedanken hat sich eine Dynamik der Resignation und Freudlosigkeit eingenistet. Du bist der Überzeugung, in dieser Gesellschaft überflüssig, minderwertig und unverstanden zu sein sowie in einer mutmasslich ungerechten, barbarischen und überfordernden Welt zu leben. Deine beruflichen, gesellschaftlichen und persönlichen Probleme sind ausser Kontrolle geraten und zu unüberwindbaren Schwierigkeiten und hohen Mauern angewachsen. Du wirst von Phobien, Zwängen und Furcht gebeutelt. Dein Selbstvertrauen wird mit jeder neuen Aufgabe auf eine harte Probe gestellt. Begleitet von Melancholie, Mutlosigkeit und einer tiefen Schwermut, hast Du Dich auf die Reise in eine psychische, bewusstseins- und gefühlsmässige Dunkelheit begeben. Doch es findet sich in jedem Tal ein Weg aus der Enge und in jeder Dunkelheit ein wachsendes Licht.
Vielleicht gehörst Du zu jenen Menschen, die genau in diesem Moment entschlossen an einem tiefen Abgrund stehen, eine Überdosis Schlaftabletten, Drogen und Medikamente in der Hand halten oder eine Schusswaffe gegen sich selbst gerichtet haben. Du hast Dir vielleicht einen Strick um den Hals gelegt oder wartest an einem Bahngeleise stehend auf die Durchfahrt des nächsten Zuges, um Dich vor die Lokomotive zu werfen. Es gibt für Dich viele stichhaltige Gründe, diese Welt zu verlassen, im Sinn Deines kostbaren Lebens jedoch mindestens ein gutes Argument, diesen Schritt noch einmal gründlich zu überdenken – DU!

Vielleicht warst Du bis vor kurzem von hilfreichen Menschen wie Deinen Eltern, Freunden und Freundinnen, Therapeuten und Psychologen, Ärzten und Psychiatern, Pfarrherren, Wahrsagerinnen oder vermeintlichen Wunderheilern umgeben. Mit schönen Reden, einfühlsamen Worten oder professionellem Beistand haben sie versucht, Dich für das Leben zu motivieren.