Leserfragen

Frage aus einem Küchengespräch

Fasten kann ja gesundheitlich anregend sein, doch wird bei den Moslems auch aus religiösen Gründen gefastet. Wenn der Mensch fastet, dann hat er also einen gewissen gesundheitlichen Gewinn. Wenn jetzt jemand ungewollt fastet, also hungern muss, ist das im Grunde genommen auch irgendwie gesund?

Antwort

Fasten ist ein gesundheitliches Element. Normalerweise wird aus gesundheitlichen Gründen gefastet, doch wurde das Ganze schon früh religionisiert, und zwar nicht nur beim Islam. Hungern hat nichts mit Fasten zu tun. Fasten bedeutet, dass sich der Mensch in bezug auf seine Nahrungszuführung für eine bestimmte Zeit auf eine Nahrungseinschränkung einstellt. Grundlegend kann das aus gesundheitlichen Gründen sein, wobei das Fasten dann auch auf eine ganz bestimmte Art und Weise ausgerichtet wird. Beim religiösen Fasten wird dieses nach religiösen Regeln bestimmt, wie z.B. beim Islam, bei dem nur nach Sonnenuntergang und vor Sonnenaufgang etwas gegessen werden darf und zwischendrin während des Tages nichts mehr. Beim Islam sind die Regeln diesbezüglich sehr streng, denn zum Fasten gehört auch, dass untertags nicht geraucht werden darf. Die islamische Fastenzeit wird ‹Ramadan› genannt. Doch dazu folgendes:
«O Allah (Gott), dies ist der Ramadan, in dem du den Koran als Richtschnur des Menschen herniedergesandt hast. Dies ist der Monat der Übung, der Rückkehr zu dir, der Busse, der Vergebung und des Erbarmens. O Allah, stehe mir mit deiner gnädigen Hilfe bei und leite mich dadurch zum Gehorsam gegenüber dir. Gewähre mir die Gaben dieses Monats und bewahre mich in der Busse. Höre mich in diesem Monat, wenn ich zu dir rufe, damit ich dessen teilhaftig werde, worauf ich hoffe.» So lautet z.B. ein Ramadangebet. Der Ramadan fällt auf den 9. Monat des islamischen Mondkalenders, und er dauert 29 resp. 30 Tage. Gemäss dem europäischen Kalender beginnt der Fastenmonat jedes Jahr ca. 11 Tage früher als im Vorjahr. Der Beginn und das Ende des Fastenmonats sind auf das Erscheinen des jeweiligen Neumondes ausgerichtet, und zwar sobald das ‹Neulicht› sichtbar wird, was meist 2–3 Tage nach Neumond geschieht. In der Regel verstehen Aussenstehende in bezug auf den Islamglauben nicht, was für die Muslime und Muslima die Fastenzeit bedeutet. Das, weil normalerweise bei einer anderen Religion nur die Äusserlichkeiten, nicht jedoch grundsätzlich alle Fakten wahrgenommen werden. Viele Muslime und Muslima gehen sehr erwartungsvoll dem Fastenmonat entgegen, denn das Fasten (arabisch ‹saum – siyan› = Enthaltsamkeit) bedeutet für sie sehr viel. Nach islamischem Glauben bedeutet das Fasten eine noch intensivere Hingabe an Gott (Allah) sowie noch grössere Solidarität mit allen Mitgläubigen auf der ganzen Welt.
Was in einem Moslem oder in einer Muslima vorgeht, wenn er resp. sie von Beginn der Morgendämmerung bis zum Untergang der Sonne einen Monat lang fastet, ist wohl nur individuell zu bestimmen und zu bewerten. Das Fasten selbst kann je nach Jahreszeit und Ort resp. Land bis zu 20 Stunden pro Tag sein, denn während des Zeitraums des Tageslichts resp. der Helligkeit enthalten sich die streng islamgläubigen Erwachsenen, die gesund und ihrer Sinne mächtig sind, jeglicher Nahrung, aller Getränke und Genussmittel jeder Art, wie aber auch des Geschlechtsverkehrs.
Fasten gilt als ein Gebot Allahs (Gottes), das in folgender Weise im Koran festgehalten ist: «Ihr Gläubigen! Euch ist vorgeschrieben zu fasten, so wie es den Menschen, die vor euch lebten, vorgeschrieben war. Vielleicht werdet ihr gottesfürchtig sein (...). Allah will es euch leicht und nicht schwer machen» (Sure 2, 183, 185). Für die Islamgläubigen ist das Fasten ein Ausdruck der ‹Gottesfurcht› (Taqwa) und der Ehrfurcht vor Allah, vor Allahs barmherziger Gegenwart.