Leserfragen

Wird die christliche Tradition betrachtet, dann lässt sich erkennen, dass das Fasten zu einem ‹vergeistigten› Faktor wurde, was in keiner Weise dem Fastenzweck entspricht. Also wurden dadurch konkrete Anweisungen zur persönlichen Lebensführung, die sich auf den ganzen Körper, das Bewusstsein und auf die Psyche beziehen, durch das Christentum kurz und bündig einfach auf finanzielle Opfer reduziert – ganz gemäss dem geldgierigen Wesen der christlichen Kirchen und deren Führungen. Die körperliche Seite des Fastens verkümmerte dadurch zugunsten eines spirituell-sozialen Bestandteils. Natürlich finden sich auch im Islam solche Vergeistigungen, doch wird dadurch nicht das Körperliche resp. Leibliche vernachlässigt. Ausserdem ist es heute bei gewissen Muslimen und Muslima gegeben, dass sie ihr Fasten im Sinne einer Kritik an der modernen Konsumgesellschaft werten. Und Kinder islamischen Glaubens lesen in ihren Schulbüchern, dass wenn sie nichts essen resp. fasten, dann an die Menschen denken, die arm und in Not sind und oft nichts zu essen haben.
Das Fasten ist für die Islamgläubigen eine gemeinschaftliche Handlung, die jeden einzelnen Muslim und jede Muslima in die grosse ‹Umma› einreiht resp. in die Gemeinschaft aller Gläubigen, die alle ‹Brüder› und ‹Schwestern› umfasst. Dadurch bringt das Fasten auch positive Auswirkungen in der Form des stärker werdenden sozialen Zusammenhaltes der Gemeinden mit sich, wodurch sich wiederum ergibt, dass auf den einzelnen ein stabilisierender Einfluss ausgeübt wird und er sich in der Gemeinschaft sicher und wohlgeborgen fühlt. Das Fasten hat auch eine wichtige ethische Funktion, denn es wäre ungültig, wenn ein islamgläubiger Mensch lügen und betrügen und anderen Menschen übel nachreden oder wenn er grobe und verletzende Worte und Reden gebrauchen würde.
Jeden Abend, wenn die Sonne der Nacht den Platz eingeräumt hat, findet das ‹Fastenbrechen› statt resp. das allabendliche Essen nach dem Sonnenuntergang. Dabei handelt es sich in der Regel um ein kommunikatives Ereignis im Kreise der Familie, von Freunden, Nachbarn und Verwandten, wodurch das soziale und gesellschaftliche Zusammensein gepflegt wird. Und beim Fasten ist es auch guter Brauch, dass sich die Islamgläubigen um die Mittellosen kümmern und ihnen helfen. Ausserdem ist der Fastenmonat Ramadan eine Zeit, bei der Busse getan und Versöhnung und damit Frieden (Salam) herbeigeführt wird. Salam ist dabei ein besonders grosses und wertvolles Wort des Islam, was ganz im Gegensatz zu den mörderischen und terroristischen Machenschaften der fundamentalistischen Islamisten steht, die nicht Frieden, sondern Unfrieden, Mord und Zerstörung verbreiten und zu einem falschen Dschihad resp. ‹Heiligen Krieg› aufrufen. Der ‹Heilige Krieg› resp. der ‹Dschihad‹ hat nämlich nichts mit einem blutigen Krieg zu tun, bei dem Menschen getötet werden, denn wahrheitlich bedeutet dieser Begriff ‹Anstrengung, Abmühen und Einsatz›, wodurch sich der Mensch selbst durch Anstrengung, Mühe und Einsatz einer bewusstseinsmässigen, inneren Haltung bemühen soll. So ist im wesentlichen zu sagen, dass der Dschihad von seiner wörtlichen Bedeutung her weder ‹Krieg führen› noch ‹Töten› beinhaltet, was gegensätzlich aus dem Begriff ‹Qatala› hervorgeht, weil nämlich dieses Wort ‹Kriegführen und Töten› bedeutet. Allein schon daraus ist erkenntlich, dass die terroristischen Islamisten einer eigenen, verworrenen und falschen Ideologie folgen, die rein gar nichts mit den Lehren des Korans zu tun hat. Grundsätzlich missachten und verfälschen sie also die Koranlehren und leben mit ihrem mörderischen Terrorismus fernab der islamischen Lehre des Friedens und des Dschihad.
Zurück zum Fasten: Die Ramadanzeit beinhaltet zwei Höhepunkte, und zwar wird üblicherweise am 27. Ramadan ‹Die Nacht der Bestimmung› gefeiert, ‹Lailat al Qadr›. Das ist die sogenannte ‹heilige Nacht›, in der, gemäss der islamischen Lehre, der barmherzige Allah sein Buch ‹Koran› (arabisch Quran = Vortrag, Rezitation = Heilige Schrift des Islam) aus unverdienter Gnade und Menschenfreundlichkeit herabgegeben hat, um die Menschen ‹rechtzuleiten›. Das kleine Fest ‹Id al-Fitr›, ‹Fest des Fastenbrechens›, ist der Höhepunkt und Abschluss der Fastenzeit. Entgegen dem arabischen Islam wird dieses Fest im türkischen Islam Seker (Scheker) resp. ‹Zuckerfest› genannt, denn dabei erhalten die Kinder vielerlei Süssigkeiten.